Erwachsene

Hausfrau, wer will das denn sein?

30. Oktober 2015

„Nur“ Hausfrau.

Eine Hausfrau ist archaisch, altruistisch und anarchistisch. Ihre Rolle ist altertümlich, sie opfert sich für Andere auf und widersetzt sich damit der gesellschaftlich fast vorgeschriebenen Selbstverwirklichung der Frau. Pippi Langstrumpf wäre wohl Hausfrau geworden. In Deutschland sind rund sechs Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter freiwillig zu Hause und arbeiten als Hausfrau. Sie arbeiten fast 100-Wochenstunden für Familie, Heim und Garten. Ohne Gehalt, ohne finanzielle Absicherung der Zukunft. Nicht Alle, aber Viele haben die Wahl. Dank Eltern, Gatten oder schon selbst Geleistetem können Frauen meist entscheiden, ob sie Hausfrau oder berufstätig sein wollen. Sie können wählen zwischen MacBook, beruflicher Anerkennung, Gehalt oder Putzlappen, Unterhaltungen mit Kleinkindern, abwertende Blicke sowie finanzielle Abhängigkeit. Warum also würde man sich für einen niemals endenden, kräfteraubenden Job ohne Anerkennung wählen und freiwillig Hausfrau sein?

Das Hausfrauen-Interview

Ich habe zwei Hausfrauen gefragt. Maria studierte Jura, bekam mit 24 Jahren ihr erstes Kind; drei weitere folgten. Das Jüngste ist mittlerweile fünf Jahre. Katharina hatte einen gutbezahlten Job in der Medienbranche und ist nun Mutter eines Sohnes im Vorschulalter. Beide sind verheiratet und wurden erst Mutter, dann Hausfrau.

Kursiv und farbig meine Gedanken zu den Antworten…

Wie definiert Ihr Hausfrau?
Katharina: Office Managerin, Personalentwicklung, Führungskraft für paranoide Interessengruppen in angespannten sozialen Beziehungen. Pädagogin für Schwererziehbare, 24-h-Krankenschwester, 48-h-Taxiservice, Landschaftsarchitektin, Interior Designerin, Haute-Couture-Schneiderin und Spitzenköchin.
Maria: Eine Hausfrau ist eine Person weiblichen Geschlechts, die sich neuzeitlichen, mitteleuropäischen Gepflogenheiten zum Trotz hauptamtlich um die Aufzucht der eigenen Nachkommen kümmert.
Während Maria sich also hauptsächlich als Mutter definiert, sieht sich Katha als eine Verschmelzung von mehr als zehn Vollberufen.

Was antwortet Ihr, wenn Ihr nach Eurem Beruf gefragt werdet?
Katharina: Grafikerin
Aha, warum nicht „Hausfrau“??? Doch unangenehm???
Maria: Ich sage, dass ich Hausfrau bin. Ich habe aber schon einige Male erlebt, dass der Fragesteller mit der Antwort nicht umgehen kann. Oft reagiert der Fragesteller irritiert: „Aber sie müssen doch einen Beruf haben!?“ Einmal wurde ich von einem Polizisten als Zeuge vernommen. Dieser ist ob meiner Antwort „Ich bin Hausfrau“ völlig in Rage geraten, weil er offensichtlich dachte, ich wolle ihn verarschen.
Maria ruht vollkommen in sich. Sie ist das wohl wirklich aus Überzeugung.

Habt Ihr das Gefühl selbstständig Entscheidungen für EUCH selbst treffen zu können? Oder muss Alles zum Wohl der Familie/ des Hauses sein?
Katharina: Nicht mehr oder weniger als je zuvor. Wenn es meiner Familie gut geht, geht es mir gut. Und wenn es mir gut geht, geht es meiner Familie gut.
Wehe, es geht ihr nicht gut…
Maria: Das eine schließt das andere nicht aus. Im Gegenteil. Ich habe für MICH beschlossen, dass ich eine große Familie mit vielen Kindern haben möchte. Der Plan ist aufgegangen. Dass das einen ganzen Berg an Arbeit mit sich bringt und nicht immer einfach ist, war und ist evident.
Maria redet wie eine Juristin…

Findest Du, Du bist finanziell unabhängig? Darfst Du Dir Alles kaufen, was Du willst – nur für Dich?
Katharina: Nein. Ja.
GEIL!!! Alles kaufen in der finanziellen Abhängigkeit…
Maria: Das ist kein Thema. Zum einen bin ich zuhaue das Ministerium für Finanzen, zum anderen habe ich kein Interesse an Konsum von überflüssigen Dingen.
WTF? Ich denke das ist wohl eine Frage des Begriffs „überflüssig“…

Wie viel Gehalt würdest Du Dir im Monat für Deinen Job bezahlen?
Katharina: Das gleiche wie mein Mann.
Witzig! Klar!
Maria: Ein Gehalt setzt doch immer voraus, dass jemand dieses Geld bezahlt. Ein Auftraggeber sozusagen. Am ehesten noch sind meine Kinder als Auftraggeber zu sehen. Wer also sollte mir ein Gehalt zahlen: der Staat? Mein Ehemann? Würde ich von meinem Geldgeber dann eine Stellenbeschreibung bekommen? Einen Aufgabenkatalog? Diese Vorstellung finde ich entsetzlich. Ich mache meine Arbeit als Hausfrau frei und unabhängig. Ich sehe die Tätigkeit der Hausfrau als ein Ehrenamt an, das mit Geld nicht aufzuwiegen ist. In unserem Land gibt es viele Menschen, die viel Zeit und Herzblut in ein Ehrenamt investieren. Sie verdienen unseren Respekt und unsere Anerkennung. Ohne sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Das gilt eben auch für Hausfrauen.
Wie weise, wie weise… Ich habe nun ein schlechtes Gewissen…

Warum machst Du das?
Katharina: Weil es mir und meiner Familie gut tut.
Maria: Weil ich es genau so möchte. Ich habe meinen Traumjob.
Ich könnte es nicht… Mich nervt Hausarbeit noch immer… Ich brauche eine neue Putzfrau!

 

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1 Comment

  • Reply Irina Mai 11. Dezember 2017 at 7:52 am

    Ich finde die Kommentare unter dem Interview absolut daneben. Leben und leben lassen. Wenn Frauen sich für ein Leben als Hausfrau entscheiden, dann ist das ihre private Angelegenheit und geht niemanden etwas an. Weder den Staat, noch arbeitende Mütter, noch die Nachbarin von gegenüber. Ich kenne Frauen die waren auch Vollzeitmutter solange ihre Kinder klein waren. Mit dem Schuleintritt wurde dann wieder halbtags gearbeitet und mit Teenagern im Haus kann man auch wieder Vollzeit arbeiten gehen. Das ist alles machbar. Man muss all das nur wollen. Einmal Hausfrau bedeutet doch nicht ewige Versklavung. Wer das glaubt, der glaubt auch politischen Slogans á la „Flüchtlingen nehmen uns die Arbeit weg!“ Es liegt an jedem Mensch selbst, was er auch seinem Leben macht und man ist niemandem Rechenschaft darüber schuldig! Traurig finde ich immer die Mütter, die glaube sofort etwas im Leben zu verpassen, nur weil sie nicht gleich nach der Geburt wieder voll in den Beruf einsteigen können. Was sie aber wirklich verpassen, ist die Kindheit ihrer Kinder. Und die kann einem keiner mehr zurückgeben.

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