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Im Bewerbungsgespräch: „Kann ich bitte noch ein Bikinifoto sehen?“

20. September 2019

Man stelle sich vor – ein Bewerbungsgespräch…

Eine junge Dame, Mitte 30. Spricht vier Sprachen, MBA-Abschluss, exzellente Referenzen, derzeit in mittlerer Führungsposition. Ein High Potential. Sie befindet sich beim Bewerbungsgespräch mit einem Weltmarktführer der Automobilbranche – es geht um eine höhere Führungsrolle im Marketing. Der graumelierte Herr -sie ist schon in der letzten Runde- schaut sich die Bewerbungsunterlagen und die von der betriebseigenen HR-Abteilung erstellten Dokumente an. Er nickt wohlwollend. Er ist hochzufrieden. Dann sagt er „Kann ich noch ein Bikinifoto von Ihnen sehen?“ Sie ist verdutzt. Er sagt „Ach, hier habe ich es ja. Einmal von vorne, einmal von hinten. Sehr schön. Wie war es denn sonst so auf Ibiza mt ihren Freundinnen?“

Bewerbungsgespräche im Zeitalter der Social Media

Man empört sich über oben genannte Szene, nicht wahr? Der lüsterne Fastgreis und das arme Ding… Doch woher hat der Herr die Bilder? Was hat die HR-Abteilung zusammengetragen? In welchen Kellern welche Leichen entdeckt? Ist die NSA involviert? Nein, HR-NSA war nicht im Keller, sie war im Internet. Mega modern… HR hat den Bewerbernamen gegoogelt und wurde fündig – auf instagram, auf Facebook… Geradezu investigativ. Es lebe die Jetzt-Zeit!

„Also mich stört das nicht“…

Nun, am Ende der Sommerzeit bin ich überrascht wie viele meiner Kontakte sich im Bikini oder gar barbusig ( „Ist ja dezent, weil von hinten…“) ins Netz stellen. Ja, viele haben durchaus äußerst zeigenswerte Brüste und Körper, aber bitte… Dazu kommen Hashtags, die -sagen es wir mal vorsichtig- „irritierend“ sein können. #nobra – ach komm, hör auf, etwa deswegen die sichtbaren Nippel? … #cougar – aber nein, klingt nicht verzweifelt… #nofilter, #vacay oder #me – denn nur mit sinnigen # gibt’s mehr likes… Und solange schließlich kein Bewerbungsgespräch unmittelbar ansteht, kann einem die Netzpräsenz ja wurscht sein. Dann ist das auch mit dem virtuellen Niveau egal. Und die Kinder sehen ja schließlich auch Brüste in der Werbung…

Mein Bikini und ich…

Überrascht es mich, wie viel mit bekannte Mittdreißiger- bis Mittvierziger-Muttis sich halbnackt im Internet zeigen? Total!!! Bin ich spießig? Ja. Zeige ich mich außerhalb von Schwimmbad und Strand im Bikini? Nein. Sind die Anderen selbstbewußter? Vielleicht. Sind die Anderen naiver im Umgang mit Social Media? Nicht, wenn sie Sylvie Meis oder Daniela Katzenberger heißen…
Ich zumindest möchte nicht, dass alter und/ oder neuer Chef, mein Metzgermeister, Ex-Freundin von Ex-Mann oder kinderliche Schulfreunde mich im Bikini sehen, wenn ich nicht gerade am Strand/ im Schwimmbad im Bikini bin. Und schließlich würde ich auch nicht im Bikini zum Bewerbungsgespräch gehen… Aber das bin eben ich.

Es lebe die Vielfalt! Und #mybreastsandme!

Bild: instagram – sashalevi

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