Kinder

Musikalische Früherziehung: Ramones vs Händel und Helene…

18. Juli 2017

Musikalische Früherziehung – ist das denn wirklich nötig?

Sohn 1 geht seit drei Jahren in die Schule und in die angeschlossenen Mittagsbetreuung. Dort  läuft immer Musik. Seit zwei Jahren bekommt das Kind Klavierunterricht. Bei mir zu Hause schallt ebenfalls immer etwas aus der Box – IMMER. Sohn 2 geht seit zwei Jahren in die Musikalische Früherziehung und hat ebenfalls Klavierunterricht. Die Tochter tanzt einfach so, auch immer. Ich bin ehemalige Querflötenspielerin. Musik ist also wichtig bei und für uns. Studien belegen, dass Musik zur Entwicklungsförderung beiträgt. Steigerung von Konzentration, größerem Rhythmusgefühl einhergehend mit morotischen Fähigkeiten, bis hin zum Spannungsabbau – Musik tut gut. Doch Musik ist eben nicht gleich Musik.

Musikalische Früherziehung à la moi

In der Mittagsbetreuung trällert sich die Helene gerne zur großen Freude von Sohn 1 „Atemlos“ –  und das Kind singt mit. Es mag die Helene. Kind 2 lauscht gerne allem, was man potentiell in einem Fussballstadion gröhlen könnte. Ich hingegen bevorzuge Frauenstimmen und sogenannte „alternative Musik“ wie zum Beispiel K-Flay, höre aber auch gerne die Trivialklassik vom Klassikradio. Ich mag weder Schlager noch Mainstream-Pop. Ich möchte, dass meine Kinder auch keinen Schlager mögen… Daher habe ich eine Mission: Musikalische Früherziehung à la moi. Um Kind 1 in Richtung „cooler als Helene“ zu stoßen, nahm ich es am Wochenende mit auf das kindertaugliche „oben-ohne-Festival“ am Münchner Königsplatz. Wir waren festivalmäßig gekleidet und für Party gerüstet. Die Bands waren prima gemessen am Eintrittspreis von drei Euro und vor der Bühne gab es um 13.30h genug Platz für Mutter und Kind. Wir lauschten, wir wackelten – ich mag das „live“…  Das Kind fand jedoch am besten beim Dosenwerfen einen Fidget Spinner mit Kreisjugendring-München-Logo zu gewinnen. Dann die Biolimonade. Erst dann kamen die Bands. Nach knapp zwei Stunden wollte das Kind ins Freibad. Erkenntnis: Kind 1 mag zumindest bayuwarisch inspirierten IndieCountry wie ImpalayaRay und Blasmusik-Elektro wie erwin&edwin. Mehr aber noch mag es Plastikpielzeug und Chlorwasser… Und Helene.

Gibt es Hoffnung bei den anderen Kindern?

Um Kind 2 etwas weg vom „Sterne-des-Südens„-Gegröhle zu bekommen, nahm ich ihn auf das Sommerkonzert der städtischen Musikschule in die Philharmonie. Etwas Klassik für den Sechsjährigen, der immerhin Schüler eben jener Schule ist. Zugegebermaßen war ich anfangs der durch ihn befeuerten Überzeugung ER würde in der Philharmonie auftreten. Es traten unter anderem auf: ein 60-Mann starkes Saiteninstrumentorchester und Jugend-musiziert-Gewinner. Es war hart. Eine Dreizehnjährige mit vielversprechendem Undercut entpuppte sich als hochfrequent trillernde Mezzosopranistin mit Divengehabe und ein Mittvierziger „meine-Kunst-ist-alles-Spießer“ wurde anscheinend in den Körper eines Neunjährigen gesteckt. In meiner Welt ist es schlichtweg nicht möglich, dass ein „normaler Neunjähriger“ mit festem Schritt und folgender perfekten Verbeugung, mit schwarzen Maßanzug, mit weißem Hemd und gestärktem Einstecktuch, mit Lackschüchen, mit akkuratem Seitenscheitel und mit runder Nickelbrille fehlerfrei das Impromtu Nr4, op. 90 von Franz Schubert spielt. Der nach Maaaaama-schreiende Heintje wirkt gegen diesem Knaben wie ein wahrer Punk…

Wunderkind oder Fischer-Fan?

Man stelle sich vor man hätte eines dieser musikalischen Wunderkinder zu Hause: Die pubertierende Operntante stimmt wahrscheinlich in Wut eher ein dreigestrichenes F an als ein F*** zu sagen und der kleine Flügelwunderknabe würde sich wohl nur mit einem Augenrollen abwenden und ein „wie vulgär“ in Richtung elterliche Schimpftirade murmeln. Da lebe ich lieber mit Helene und dem FCB-Fangesang…
Mein Sohn fiel in einer kleinen Pause während der Aufführung vom Klappsessel. Die guten Akustik brachte uns kurzzeitig in den Fokus und Sohn 2 konnte nun Allen uns zugewandten Zuhörern zeigen, dass es ihm langweilig war. Im Stadion lag er noch nie in dieser Form unterm Stuhl…

Musikalische Früherziehung – meine Bilanz

Sohn 1 mag die Frau Fischer – aber zumindest bringe ich ihn dazu, dass er von jeder Band, von der er ein Shirt trägt, zumindest EINEN Song kennt. Das schließt immerhin dann die Ramones, Guns’nRoses, ACDC, Queen, Nirvana und die Rolling Stones mit ein. Sohn 2 darf weiterhin gesanglich für die WM üben, wir einigen uns aber, dass auch mal die „anderen Songs“ von den Sportfreunden Stiller laufen und er zumindest die Königin der Nacht vom Ritt der Walküren unterscheiden und beides namentlich benennen können muss…
Dazu kommen für beide weiterhin die Klavierstunden…

Bei der Tochter habe ich noch große Hoffnung:

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