Pampers im Shitstorm – ist das nicht normal?
Und hier ist er wieder – unser neuer www-zeitgemäßer Freund, der Shitstorm. Diesmal traf es Pampers – was wiederum irgendwie ein lustiges Wortspiel zulässt, denn gerade dieser Windelhersteller behauptet, dass er mit jeglichem Shit zurechtkommen könnte… Doch nun ist man über Ziel hinausgeschissen, -äh geschossen. Ich gehe mal davon aus, dass Folgendes dahintersteckt: Eine findige PR-Agentur riet vor längerer Zeit Pampers möge sich als „thought-leader“ und Experte für den Bereich Kleinkind positionieren. Das heißt nicht nur Themen rund um den kleinkindlichen Stuhlgang besetzen, sondern generell das Thema „Kleinkind“ für sich okkupieren und hier die umfängliche, seit Jahrzehnten aufgebaute Expertise den (potentiellen) Kunden und weiteren Stakeholdern aufzeigen. Denn wenn man schon die Kacke vom Kind versteht, versteht man schließlich auch den Rest vom Kind und natürlich auch wiederum die Eltern zum Kind. Und so kam es, dass ein Windelhersteller sich berufen fühlte auf seiner Seite Tipps zur richtigen Erziehung zu geben… Oh, wie fäkal-fatal…
Entweder ganz oder gar nicht – Verbesserungsvorschläge zu den Pampers-Tipps
Natürlich habe ich mir als treuer Pampers-Kunde die Tipps zu Herzen genommen. Doch bin ich nicht mit Allem einverstanden. Mit fehlt hier und da das gewisse PAMP von Pampers…
Hier die Empfehlungen des Windelherstellers (ja, wirklich, hier derzeit noch zu finden) und meine Zusatzempfehlungen zum wahren, erfolgversprechenden Bestrafen…
- Pampers: „Auszeiten sind bei Kindern im Alter von etwa 18-24 Monaten bis ca. fünf Jahren sinnvoll. Auch wenn jedes Kind anders ist, begreifen kleinere Kinder die Methode noch nicht, und bei älteren Kindern führen erst raffiniertere Methoden zum gewünschten Verhalten.“
Mein Zusatz: Der große Vorteil hier liegt auf der Hand: Haben sich Ihre Kinder schon im jüngsten Alter an die Isolation gewöhnt, fällt es Ihnen im späteren Leben nicht allzu schwer in einer Gefängnisszelle klarzukommen. Bei Kindern unter 18 Monaten empfehlen wir Ihnen bei aufkommenden Hunger ihre Brüste zu zeigen, diese aber schnell wieder zu verstecken anstatt das Kind zu stillen. Auf diese Art lernt das Kind, dass Brüste etwas Besonderes sind und -besonders im Erwachsenenalter- nicht bei jedem Schrei zur Verfügung stehen. - Pampers: „Prägen Sie Verhaltensmuster. Dies erfordert einen gewissen Zeitaufwand, doch es lohnt sich, es von Beginn an richtig zu machen.“
Mein Zusatz: Es gilt unbedingt zu vermeiden, dass das Kind einen eigenen Willen entwickelt. Leben Sie dem Kind das Richtige vor. Sprechen Sie dem Kind das Richtige vor. Stellen Sie NIEMALS Fragen, sondern trichtern Sie ihrem Kind die richtigen Lebensweisheiten ein. NIEMAND möchte ein fragenstellendes Kind. Wie wir Alle wissen, ist das am meisten elterliche Ängste schürende Wort von Kindern -eben Jenen ohne guten Verhaltensmuster- das Reizwort „WARUM?“ - Pampers: So läuft eine Auszeit ab. Stellen Sie einen Stuhl an einem neutralen, aber sicheren Ort auf, der keine Ablenkung bietet. Dies kann die Ecke eines Esszimmers oder ein selten benutzter Eingangsbereich sein. Der Stuhl sollte außer Sichtweite der Aufsichtspersonen und weg vom Ort des Geschehens stehen. (…) Das Kinderzimmer eignet sich weniger. Sonst können negative Assoziationen mit einem Ort entstehen, der eigentlich ein sicherer Hafen sein sollte.
Mein Zusatz: Je nach Schweregrad des kindlichen Verbrechens können Sie auch einen Stuhl mit elektronischer Vorrichtung wählen um das Bestrafungsmaß aus der Ferne nochmals verstärken zu können. Wichtig ist, dass Sie hier ihr Kind gut und sicher auf dem Stuhl befestigen, sodass es sich bei einem eventuellen Runterfallen aufgrund der Zuckungen nicht ersnthaft weh tut. Die bestuhlte Auszeit im Esszimmer bringt auch einen massiven Vorteil für Ihre Haushaltskasse. Da das Kind nun immer Esszimmer = Strafe assoziieren wird, wird es in Zukunft nicht mehr an Frühstück, Mittag und Abendessen teilhaben wollen. Somit schliesst es sich freiwillig vom Braten aus und ist sehr zufrieden mit einer Butterstulle im Kinderzimmer. - Pampers: Warnen Sie zuerst. Kündigen Sie nach zwei Warnungen über das verbotene Verhalten an: „Es ist Zeit für eine Auszeit.“ Nicht mehr. Heben Sie das Kind hoch und setzen Sie es auf den Stuhl für die Auszeit.(…) Seien Sie bestimmt. Wenn das Kind aufsteht, setzen Sie es einfach in den Stuhl zurück und stellen Sie den Timer zurück. Sagen Sie nichts und geben Sie nicht nach.
Mein Zusatz: Da Ihr Kind sicherlich öfter aus dem Ruder läuft, empfiehlt es sich den Verbannungsstuhl permanent in der Ecke stehen zu haben. Das Kind sollte auch wissen, dass wann auch immer Sie es hochheben die Strafe droht. Hier muss möglichst früh die Konditionierung stattfinden, denn so will es auch niemals von Ihnen getragen werden und lernt früher selbstständig über große Distanzen zu laufen. Auch ist es wichtig dem Kind nicht zu erklären, warum das Strafmaß nun angehoben wurde. Dies ist ein ganz normales Vorgehen in einem Rechtsstaat. - Typische Fallen: Zu viel reden. Dies führt beim Kind nur zu Verwirrung, erhöht die Anspannung und regt alle Beteiligten nur auf. (…) Nach Ablauf der Zeit sagen Sie „Jetzt ist es vorbei“, umarmen Sie Ihr Kind und belassen Sie es dabei. Sprechen Sie den Vorfall nicht erneut an.
Mein Zusatz: Es ist allgemein bekannt, dass zu viel Erklären das kindliche wie auch das erwachsene Gehirn überfordert. Sofern Sie dem Kind erklären was es falsch gemacht hat, wird es die Straftat möglicherweise nicht wiederholen und Sie nehmen sich selbst die bereits oben erwähnten Vorteile von Einsparungen im Haushaltsbudget oder freiwilliges Kinderlaufen. Die bereits vom Elektriker abgenommene Einrichtung des Strafstuhls würde keinem Zweck mehr dienen und hätte unnötig Kosten produziert. Bedenken Sie, dass sich die Installationskosten amortisieren müssen über Ihre Vorteile. - Pampers: Wenn ein Elternteil zu verärgert ist. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Nachdem Sie sich beruhigt haben, gehen Sie zurück zu Ihrem Kind, nennen Sie den Grund für die Auszeit und starten Sie die Auszeit. Behalten Sie sich dieses Szenario jedoch nur für wirklich „schlimme“ Fälle vor. Es darf keinesfalls zur Gewohnheit werden. (…) Je schlimmer das Fehlverhalten wird, desto mehr neigt man dazu, sich zurückzuziehen oder dem Kind sogar aus dem Weg zu gehen. (…) Belohnen Sie gutes Verhalten nicht.
Mein Zusatz: Gerade Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren verärgern ihre Eltern oftmals dermaßen, dass selbst geübte Mütter und Väter sprachlos werden und sich besser zurückziehen sollten. Doch nur Mut, das wird Alles besser und spätestens in der Pubertät wird Ihnen ein Sich-Ärgern über Ihr Kind in diesem Maße fremd sein. Die Zeiten der wirklich „schlimmen Fälle“ sind dann vorbei… Doch wie schon erwähnt, stellt sich der Erfolg nur durch äußerste Konsequenz und hartem Durchgreifen gegenüber der Zwei- bis Fünfjährigen ein. Sie dürfen NIEMALS gutes Verhalten belohnen oder auch das Kind in irgendeiner Art loben. - Pampers: Verhalten. Ist Ihr Kind sehr zornig oder aufgeregt, wird der Lerneffekt bei der Auszeit nicht eintreten. Wurde ein Kind schon zu häufig ernsthaft isoliert, so ist eine Auszeit mit zu vielen Emotionen verbunden. Der Lerneffekt tritt dann in den Hintergrund. (…) Den ganzen Tag mit Auszeit beschäftigt? Wenn es Ihnen so vorkommt, als ob Ihr Kind ein besonders provozierendes Verhalten an den Tag legt, dann kann das daran liegen, dass es gestresst ist oder unter Druck steht. Es kann allerdings auch einfach nur ein Ausdruck von Langeweile sein. Fragen Sie sich selbst, ob Sie Stress ausstrahlen. Ein Kind kann auch provozieren, um Sie aus der Reserve zu locken, auch wenn es damit Ihren Ärgerauf sich zieht.
Mein Zusatz: Selbst wenn das alles etwas verwirrend klingt (was zum Henker will mir Pampers sagen?) ist es wichtig, dass Sie den kindlichen Stress oder Druck abbauen, indem Sie das Kind kurz im Esszimmer isolieren. Diese Isolation lässt Ihnen dann den Freiraum möglichst viel von Ihrem eigenen Stress auszustrahlen. Das Kind sollte jedoch auf jeden Fall wissen, dass es allein für ihren Stress verantwortlich ist. Das müssen Sie dem Kind ohne Worte beibringen – denn zu viele Wörter verwirren nur. (siehe Punkt 5)
Ich danke den sicherlich kinder-psychologisch geschulten Pampers-Website-Betreuern sehr, dass sie eine autoritäre Kindererziehung empfehlen. Ich selbst habe es bislang mit Schlägen statt Stuhl-Auszeiten versucht, aber das liegt wohl daran, dass Pampers zu Stuhl grundsätzlich eine andere Verbindung hat als ich…
Da ich glaube ab und zu mal Probleme mit meinen eigenen Agressionsschüben zu haben, werde ich nun mal auf die Seite von Hakle Feucht schauen und sehen ob sie mir da etwas phsychologisch Fundiertes empfehlen können…
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