Erwachsene

Ein Fahrradhelm sieht immer doof aus… Eine Lehrstunde.

28. März 2016

Ja, ich bin mit’m Radl da…

Ich radel gerne, viel und oft. Der Weg in die Krippe, ins Büro, zum Abendessen, ins Kino – am liebsten mit dem Fahrrad. Praktischerweise ermöglicht und fördert die Stadt München eben jenes Fortbewegungsverhalten und hat die Innenstadt fast durchwegs mit Radwegen ausgestattet. Es radelt sich gut daheim… Ich würde sagen, dass aufgrund meiner jahrelangen Fahrrad-Praxis ein gutes Radfahr-Können meinerseits entstanden ist. Manchmal bewegen sich mein Damenrad und ich gar etwas forsch über die Strassen… Ich brauche keinen Fahrradhelm. Warum denn? Das bislang Schlimmste war, dass aufgrund meines sportlichen Fahrradfahrstils meine Handtasche aus meinem Lenkerkörbchen beim „Überspringen“ der Bordsteinkante gehüpft ist und ich mühsam alles vormals in der Tasche Befindliche vom Trottoir aufsammeln musste. Bis jetzt – denn nun ist es passiert: Ich hatte einen Fahrradunfall…

Der Unfall – Die Erleuchtung?

Wieder einmal war ich in üblicher Radfahrgeschwindigkeit unterwegs – ich fühlt mich gut, frei und sicher. Und dann kam er: Ein unangeleinter Schäferhund! Mitten in der Stadt! Direkt hinterm Rathaus – auf den gefühlt 100 qm Grünfläche des Marienhofs ließ sein Herrchen ihn laufen – wahrscheinlich um sich seiner Fäkalien im Stadtzentrum zu entledigen… Er sprang hoch, ich erschrak, ich verzog den Lenker, ich schlitterte mit dem Vorderrad entlang der Bordsteinkante, ich fiel… Das Herrchen des Hundes kam. Er fragte ob es mir gutgehe. Als leid- und schmerzerprobte Mutter stammelte ich „Jaja, passt schon.“ Kurzer Check am Rad: Alles dran. Ich fuhr weiter. Doch nun wurde es warm in meinem Gesicht. Etwas tropfte von meinem Kinn auf mein Gewand, tropfte auf den Riemen meiner Wildledertasche… ÜBERALL BLUT! Als ich zu Hause war erkannte ich, dass doch nicht Alles passte…

Der Sturz führt zu einer Platzwunde, einer Jochbeinprellung und einer Gehirnerschütterung. Mein Kopf schlug in freiem Fall gegen die Betonkante des Bürgersteigs. Was fehlte? Eine Leine für den Schäferhund, Intelligenz und Realitätssinn des Herrchens und – ein Fahrradhelm…

Ein Fahrradhelm. Wie uncool…

Ein Fahrradhelm sieht wirklich IMMER blöd aus, aber ein Veilchen sieht IMMER noch blöder aus… Nein, es macht auch nicht verwegen – es macht Schmerzen! Und so musste ich leidvoll erfahren, dass auch ich einen Helm aufsetzen sollte. Es gab so viele Gründe das nicht zu tun. Es gab den Kindern gegenüber so viele Ausreden warum Mami keinen Helm brauchte. Doch nun sieht Mami es auch: Ein Helm muss her…

Fast 85% aller Fahrradunfällen gehen mit Kopfverletzungen einher. Jährlich verunglücken 75.000 Radler. Eine Studie stellte fest, dass 50% der getöteten Radfahrer durch ein Schädel-Hirn-Traum sterben. Viele davon hätte das Tragen eines Helms retten können. Dass der Fahrradhelm durchaus eine Berechtigung hat, ist unumstritten. Wir alle schreien unseren Kindern hinterher „Nicht ohne Helm!“ – für sie ist der Kinder-Fahrradhelm selbstverständlich… Doch auch das große Hirn will geschützt werden – denn beim Gehirn gilt: einmal kaputt, immer kaputt…

Da ist er nun…

Nun ist er also da: Der Fahrradhelm… 285 Gramm weißes „In-Mold für langlebige Verbindung der Außenschale mit dem stoßabsorbierenden Helmmaterial“. Mit zwölf Belüftungsschlitzen. Gewinner eins Red-Dot-Design-Awards. Vom Branchenprimus ABUS. Nun habe ich ihn. Hätte er etwas gebracht? Werde ich ihn immer aufsetzen? Fahre ich noch wilder, weil der Helm einen vermeintlichen Schutz darstellt? Wer weiß das schon? Zumindest könnte ich ihn nun aufsetzen, den ich habe ihn. Und der Plan ist auf jeden Fall es zu tun. Wann immer Ziel, Witterung und Frisur es erlauben. Und die Kinder es sehen…

 

Fahrradhelm

Und hinten kann er blinken…

 

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6 Comments

  • Reply Modische Fahrradhelme - ein Widerspruch in sich? 31. März 2016 at 12:34 pm

    […] Mami und Gör haben wir gesehen, dass es durchaus sinnvoll sein kann einen Fahrradhelm zu tragen. Bislang war aber […]

  • Reply Edith 27. April 2016 at 9:56 pm

    Uhhhh! Da habe ich mich aber wiedererkannt… Ja, ich glaube der Helm ist echt sinnvoll und er steht dir auch gut.

    • Reply Mami und Gör 28. April 2016 at 7:57 am

      Danke, danke… Das Lustige ist, dass ich mich mittlerweile ohne Helm wirklich unsicher fühle… Ja, es wirkt also…

  • Reply Andreas 2. Juni 2018 at 9:19 am

    „Der Sturz führt zu einer Platzwunde, einer Jochbeinprellung und einer Gehirnerschütterung. Mein Kopf schlug in freiem Fall gegen die Betonkante des Bürgersteigs. Was fehlte? Eine Leine für den Schäferhund, Intelligenz und Realitätssinn des Herrchens und – ein Fahrradhelm…“

    Tut mir leid – aber wo ist hier irgend ein logisch-vernunftbasierter Ansatz?

    1. Zu schnell/unachtsam gewesen – ja kommt vor, aber als Schwächerer Verkehrsteilnehmer ( = ohne Sicherheitsfahrgastzelle wie beim KFZ) MUSS man im eigenen Interesse eben aufpassen, mit- und vorausdenken und mit allen Sinnen präsent sein. IMMER. MIT UND OHNE HELM. Das bedeutet z.B. auch sich seinen Raum im Verkehr zu nehmen (zu schmale Straßen und Radwege …) lieber sollen die anderen sich aufregen, als dass man einen Unfall hab weil man sich brav an schlecht umgesetzte Gesetze und Lösungen hält.
    2. Hätte das Gleiche (Mit Jochbein auf Bordsteinkante) mit Helm nicht passieren können? Doch, außer man (frau) trüge Integralhelm.
    3. Hingefallen, nur geringfügige Verletzungen, ist doch alles gut – passiert eben. Aufstehen weiter fahren, haste richtig gemacht.
    4. Beim nächsten mal wird vielleicht die Vorfahrt mit höherer Geschwindigkeit genommen, dann ist man vielleicht behindert oder tot – aber Hauptsache Helm getragen. Aufpassen und defensiv fahren und nicht auf dem eigenen „Recht“ bestehen rettet Leben, nicht der Helm.

    Ja, aber … die Argumentation ist immer Totschlag-Argumentation, dass es ja nichts schaden könne einen Helm zu tragen… Mittlerweile wird man als Nichthelmträger von gutmeinenden (indoktrinierten) Zeitgenossen schon dumm angemacht wenn man sich „erdreistet“ keinen Helm zu tragen.

    Was ist das Endresultat? Übervorsichtige Menschen ignorieren den NATÜRLICHEN Faktor „Lernen durch Schmerz“ und wollen ihren Nachwuchs vor allem beschützen. Aber „gut meinen“ führt meist nicht zu guten Resultaten sondern zu verängstigten, lebensuntauglichen Menschen die sich nichts mehr trauen, dafür aber alles besser wissen ohne es je ausprobiert zu haben.

    Sollte niemand Helme tragen? Nein, natürlich nicht. Beispielsweise bei Sportarten wo einfach durch die Geschwindigkeit des Sports nicht in jedem Moment eine entsprechende Sorgfalt sichergestellt werden kann sollte unbedingt Helm getragen werden, udndas wird es ja auch: alle Formen von Downhill-Rennen, Eishockey …

    „Das Lustige ist, dass ich mich mittlerweile ohne Helm wirklich unsicher fühle… Ja, es wirkt also…“

    Ja, das ist normal, wenn man Angst hat fühlt man sich unsicher und DAS ist ja auch das Ziel – die psychologische Grundlagen: verängstigte Menschen sind leichter lenkbar (natürlich wir nicht, nur die anderen 😉 )

    Lange Rede kurzer Sinn – aufrüsten ist nicht die Lösung, besser aufpassen ist’s. Ohne Helm sieht auch besser aus und es ist besser für die Frisur 😉

    • Reply Mami und Gör 4. Juni 2018 at 8:43 am

      Danke für die vielen Wörter. Ich fasse zusammen: besser aufpassen und mehr auf die Frisur achten. Da soll mal einer draufkommen…

  • Reply Nächtliche Notwendigkeiten ab 40 - Beißschiene, Zehentrenner und Co 16. April 2021 at 12:06 pm

    […] und einfach weitergeht. Wenn ich heutzutage hinfalle, dann habe ich für einige Tage ein Hämatom. Oder ein blaues Auge. Ich merke immer mehr, dass ich ohne meine Morgengymnastik -fashionable heißt es wohl […]

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