Erwachsene

Unverschämt!! Mami ist krank! Darf sie das eigentlich?

24. Februar 2017

Mami ist krank – Papi fliegt nach Palma

Es ist passiert. Ich bin krank. Ich liege im Bett und mir geht es schlecht. Das heißt mein Chef verliert seine Mitarbeiterin – die Familie verliert Köchin, Putzfrau, Chauffeurin, Sekretärin, Event-Planerin, Stylistin, Psychologin, Krisenmanagerin, Bankerin, Nachhilfelehrerin, Babysitter, Krankenschwester, Concierge und director of operations. Der Gatte steht vor einem Nervenzusammenbruch. Tiefe Täler tun sich auf – muss er doch wirklich arbeiten, muss er doch ins Büro, muss er doch Geld verdienen. Wie soll das Alles gehen? Da dämmert’s ihm: Glücklicherweise ist der erste Totalausfall von mir ein Sonntag… Und noch viel glücklicherweiser fliegt er ab Mittwoch nach Mallorca für ein Firmenevent… Er kann also wirklich nur maximal zwei Tage die Kinder morgens fertigmachen… Ich kotze… Wirklich!

So schlimm ist das doch nicht…

Er selbst kenn das Gefühl dem Tod knapp zu entrinnen, litt er doch selbst vor Kurzem an Schnupfen. Kaum gesundet ist er wieder Realist und meint: „Ja, ich hatte das ja auch – so schlimm ist es eigentlich nicht…“ Doch was er nicht weiß: ALLE Krankheitserreger, die die einzelnen Familien-Mitglieder haben und hatten -vom einfachen Schnupfen des Gatten, das bisschen Bauchweh von Kind Nr 2, der leichte Husten von Kind Nr 1 und die erhöhe Temperatur von Kind Nr 3- vereinten sich und gingen in Superstärke auf mich los… Ich bin also WIRKLICH krank… Ich rufe meine Mutter an -erfahrene Apothekerin- frage sie nach schneller Heilung und suche Trost. „Ach, Du steckst das doch schnell weg. Machst Du doch immer. Da gibt’s viel Schlimmeres. Nimm einfach was.“… Aha – immer den Umsatz im Blick. Auch hier bekomme ich kein Mitleid.

Mütter sind nicht krank!!!!

Als Alle in sicherer Entfernug sind, bewege ich mich vom Bett auf die Couch und starte Binge-Watching: Gossip Girl. Teenager-Intrigen auf der Upper East Side – stylish und stumpf. Perfekt. In der Werbepause kommt folgender Spot: Eine Mutter kommt schniefend ins Kinderzimmer: „Anna, ich muss mir heute leider frei nehmen.“ Stimme aus dem Off: „Mütter nehmen sich nicht frei, sie nehmen WICK blablabla… “ Was zum Henker hat denn der Texter genommen? Zu viel WICK??? Oder ist es gar eine gesamtgesellschaftliche Forderung: MÜTTER NEHMEN SICH NICHT FREI! Sind Mütter etwa nicht mehr krank? Verstoße ich gegen unausgesprochene Regeln, dass sich kranke Mütter nicht frei nehmen dürfen? Bekomme ich deswegen kein Mitleid von Gatte und Mutter, da ich nicht etwa nur kurzfirstig pflegebedürftig, sondern insgesamt eher lästig, politisch inkorrekt und sozio-ökonomisch gerade untragbar bin? MÜTTER NEHMEN SICH NICHT FREI… Ach so…

Der normale Wahnsinn und ein wohlgemeinter Rat

Dank Blair Waldorf, Kinderküsschen, Tee und zwei Tage mit jeweils drei Stunden absoluter Ruhe (LUXUS!) ging es ab Mittwoch wieder bergauf. Pünktlich zum Abflug des Gatten – Zusammenhänge? Bis 9.15 Uhr habe ich per Experten-Ferngespräch unsere Warmwassertherme repariert, Kind Nr 2 in voller Skimontur auf dem Rad zum Skikursbus gebracht (der Autoschlüssel flog mit dem Gatten nach Malle…), Kind Nr 3 das vergessene Faschingskostüm (Spiegelei) in die Krippe nachgefahren, Lebensmittelbestellung an amazon abgeschickt, einen Polizisten überzeugt, er möge mir keinen Strafzettel wegen Fahrens in der Fußgängerzone ausstellen, Büromails von zwei Tagen gecheckt und natürlich drei Brotzeiten, vier Frühstücke gemacht, drei Kinder angezogen, in die jeweiligen Kinderbetreuungsanstalten gebracht und mich selbst nach 15-minütigem Morgenyoga wieder ansehlich gestaltet – was länger als die Yogaeinheit dauerte… Nun, bevor ich ins Büro radele, sitze ich bei der Augenärztin… Und die stellt fest, dass ich aufgrund starkem Naseputzens mir die Bakterien aus den Nasennebenhöhlen über den Tränenkanal in die Augen gejagt habe. Daher brennen nun die Augen, Gerstenkörner machen sich breit und ich sehe schlechter als sonst…

Sie verordnet mir antibiotische Tropfen, Salben und Ruhe, da die Bakterien noch immer in den Nasenneben- und Stirnhöhlen höchst aktiv sind. Sie sagt, ich sei einfach noch wirklich krank. Ich soll mich ausruhen, freinehmen… Spinnt die etwa? MÜTTER NEHMEN SICH NICHT FREI! Da fällt mir ein: Sie weiß ja gar nicht, dass ich Mutter bin… Und dann fahre ich ins Büro.

 

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2 Comments

  • Reply Mami krank im Bett. Kind in der Kühltruhe. Vater überfordert? 28. November 2018 at 2:14 pm

    […] Eigentlich dürfen Mütter nicht krank sein. Doch an den maximal zwei Tagen im Jahr, die ich als Mutter ausfalle, falle ich komplett aus. Dann hilft nur noch Bettruhe. Ich brauche RUHE! Zuindest stundenweise. Mehr als ich die Erkältung fürchte, fürchtet der Rest der Familie die Auswirkungen der eingeforderten Ruhe. Sobald ich sage „Ich bin krank, ich muss mich hinlegen“ laufen die Gedanken Amok. Kinder: „Wer weiß, wo ich heute mein Fussballturnier habe? Wer sagt mir was ich einpacken muss?“. „Wer macht mir mein Toastbrot?“. „Was soll ich nochmals machen? Sind Hausaufgaben eigentlich wichtig?“ „Oh, Mami geht – ich heul‘ jetzt einfach mal los…“ Mann: „Wie kann ich so tun, als müsste ich am Samstag arbeiten?“.  Ich sehe in den Augen die blanke Angst hochsteigen. Da ich auch im Krankheitsfall meine Familie liebe, gebe ich Überlebenstipps. Schriftlich. Es gibt ein zustimmendes Nicken. Ich gehe ins Schlafzimmer und sperre mich ein. Als Verbindung zur Außenwelt habe ich mein Handy. […]

  • Reply Das Kind war erst furchtbar krank - dann krank und furchtbar 14. Februar 2020 at 11:01 am

    […] grippalen Infekt auslöst. Wir husten, wir rotzen, wir schnäuzen. Es ist eklig und nervig, aber wir kennen es schon und wir Alle können damit souverän umgehen… Alle? NEIN! Das Baby kann es nicht! Das Baby ist […]

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