Erwachsene

Wiesn-Blues 2018 – Aus is‘ und gar is‘.

8. Oktober 2018

Wiesn 2018. Alles hat ein Ende…

Über sechs Millionen Menschen schoben sich in diesem Jahr durch die immer zu schmalen Gänge vor und in den Bierzelten. Über sieben Millionen Maßn Bier wurden getrunken. 124 Ochsn wurden gegessen. 16 Tage Ries’n-Wiesn-Wahnsinn. Überall – in der ganzen Stadt. Bei mir zu Hause. Freunde aus Hamburg, Wien, Amsterdam besuchten uns. In Summe schliefen drei „Männer“ insgesamt neun Tage bei uns. Nebenbei die hierher gehörigen vier Kinder. Verständlich also, dass ich von den 16 Tagen an zehn unglaublich sonnigen Tagen auf der Wiesn war. Ich MUSSTE raus. Meine Wohnung hat(te) einen seltsamen Geruch – die Mischung aus Bier, Zigaretten, Biotherm Homme, dreckiger Lederbux, Männerdeo. Dazu der Rausch – der nicht enden wollende männliche Rausch, das Verlangen nach immer mehr. Mehr mehr mehr…
Und nun ist es vorbei. Ende.

Wiesn 2018. Was ist passiert? Und wie oft? Was lernen wir daraus?

Ich war schon als kleines Kind ein Fan des Oktoberfests. Damals, als die Zelte am Wochenende noch offen waren und wir raus und rein rannten, um beim Papi nochmals fünf Mark für’s Kettenkarussell zu holen. Ich war fast jedes Jahr auf dem Oktoberfest. Ich bin ein Profi – und dennoch gibt es immer wieder neue Erkenntnisse.

Heurige Einsichten:
1. Das Zelt „Zur Bratwurst“ ist das beste Zelt. Kleine Zelte sind großartiger als große.
3. Busen hochquetschen und zur Schau stellen ist out. Hochgeschlossen ist in.
4. Glitzerdirndl und High-Heels sind, ach, so Cathy Hummels.
5. Nach einer Charity-Veranstaltung dann im Weinzelt Ruinart zu verspritzen ist pervers.
6. Bei Dr Mang und Kollegen brummt der Laden.
7. Die Mutter von Niki Lauda heißt Mama laudaaa.
8. Jeder kann einen Filmriß haben.
9. Es trifft fast nie die Falschen.

Mit zunehmendem Alter ändert sich auch die Art der zielorientierten Ansprache. Früher stand der ambitionierte junge Herr plötzlich neben einem, drehte seinen Maßkrug mit der rechten Hand leicht ein, stütze diesen in die rechte Hüfte und blickte bierseelig. Der Anmachspruch lautete „Naaaaaaaaaaaaaaa?! Geht was?“ Heutzutage klingt es so „Wenn Du nun keine vier Kinder hättest, keinen Mann an Deiner Seite, ich nicht auch zwei Kinder hätte und mich nicht eben verlobt hätte – könnten wir dann Sex haben? Vielleicht könnten wir das ja Alles kurz ausblenden?“ Letzteres zeugt glatt von gutem Zuhörem, Verständnis – und blankem Wahn.

Wiesn 2018 – Aus is und gar is und schad is, dass wahr is…

Nun ist der Wahn vorbei. Jetzt dauert es 50 Wochen, bis wir uns wieder problemlos aus ein-Liter-Bottichen ernähren. 50 Wochen, bis die Münchner Radiostationen wieder auf italienisch warnen, dass das Oktoberfestbier stärker sei als das typisch italienische Bier. 50 Wochen, in denen sich der gemeine Australier überlegt, ob er nochmal um die Welt fliegt für Erinnerungslücken und Kotzhügelabenteuer.
Uns bleibt der Wiesn-Blues, die kleine Traurigkeit in Herz und Leber, dass Alles vorbei ist. Uns bleibt die Vorfreude. Die Sicherheit, dass auch im nächsten Jahr der Besuch (Ein Traum von Amsterdam) wieder kommen wird. Die Gewissheit,  dass man genau dieselben Fehler machen wird, die man schon seit 20 Jahren macht.
Und das große Glück, wenn es wieder heißt „O’zapft is!“

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2 Comments

  • Reply Ding der Woche - Gin-Christbaumkugel 15. Oktober 2018 at 9:20 am

    […] ist die Wiesn vorbei, kommt schon das nächste Fest um die Ecke: Weihnachten… Und wie bei allen Festen wo […]

  • Reply Wien mit Kinder - Schnitzel, Sissi, Walzer, Skaten 16. November 2018 at 12:15 pm

    […] Täglich grüßt der Rummelplatz Touristen, täglich gibt es alle Attraktionen. Täglich kleine Wies’n. Doch weil es so Alltäglich ist, scheinen Lust und Freude verkommen zu sein. Möglicherweise auch […]

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