Erwachsene

Fastenzeit: Feste Feiern, feste Fasten

4. März 2020
Restauranttisch voller leerer Schnappsgläser und vollem Aschenbecher. Zur Fastenzeit.

Seit nunmehr einer Woche sind wir schon in der Fastenzeit. Am Faschingsdienst war offiziell der letzte Tag des Fröhnens, der Völlerei, des Übertreibens. Mit dem Aschermittwoch kommt die Besinnung… Gerade erst habe ich den Dry January überstanden, nun schon wieder Verzicht. Nach der Dezember/Januar-Frage: „Na, was sind denn Deine Vorsätze fürs nächste Jahr?“, kommt direkt „So, und auf was verzichtest Du?“ In Zeiten wo fleischfrei, tierproduktfrei, glutenfrei, zuckerfrei offenbar wahre Freiheit bedeuten und die Kondoisierung jedes IKEA-Markthalle-Produkt verbannt, gilt Vermeidung als schick. Ist es dann schicklich in der Fastenzeit auf Verzicht zu verzichten?

Was bedeutet Fasten in der Fastenzeit?

Der Ursprung unserer Fastenzeit liegt darin, dass Jesus 40 Tage durch die Wüste gewandert ist. Diese 40 Tage von Aschermittwoch bis Ostern gilt es nun sich zu besinnen, etwas Buße zu tun und wüstenähnlich zu verzichten. Ganz säkular hat sich eben das Fasten mehr durchgesetzt als das sich Besinnen und Buße tun. Also verzichten wir. Aber worauf? Süßes gibt es nie, weil Mami es nicht mag, also kauft sie es nicht. Alkohol trinken die Kinder eher selten. Seit Mami grün ist, gibt es schon weniger Fleisch. Internet muss bleiben. Gut, also doch einfach noch weniger Fleisch. Das mag für manch einen einfach klingen, aber Kind 2 antwortete auf die Frage „Was möchtest Du zum Hühnchen dazu essen?“ mit „Fleisch, bitte.“. Als ich ihm die Fastenidee nahebrachte, bekam ich am Nachmittag einen Anruf von seinem Hort: „Dein Kind sagt nach den Faschingsferien dürfe er nur noch grünes Gemüse essen, weil er dann Wecker-tarier sei.“ Es bedarf noch etwas Erklärung… Aber der Fastenplan steht: in der Fastenzeit gibt es kein Fleisch, keine Wurst bei uns im Haus. Fast Punkt.

Wie gut, wenn man katholisch ist… Und nicht amerikanisch…

Es gibt sicherlich viele Gründe, warum man in den USA leben möchte – aber es gibt auch viele warum nicht. Angefangen von hamsterfell-behaartem POTUS hin zu sprachlichen Tücken. Besonders in der Fastenzeit klingt Fast-Food fast nach fasten. So klagte ein stark übergewichtiger Herr aus Brooklyn gegen einige Fast Food Konzerne, denn er wäre nie aufgeklärt geworden wie schädlich Fast Food sei und er dachte schließlich das Fast Food komme vom Wort “to fast“, also fasten… Was habe er sich gewundert, dass er immer zunahm trotz des Fastenessens… Wenn man bayerisch-katholisch ist, dann weiß man, dass man in der Fastenzeit kein Fast Food isst, sondern -tadahhh- Starkbier trinkt! Ein Lobgesang auf fromme Mönche, denn „Flüssiges bricht das Fasten nicht!“

Wie läuft nun die Fastenzeit ab?

Nach einer Woche stelle ich fest: ich brauche in der Tat kein Fleisch im Haus. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und da wir keine Lebensmittel wegwerfen wollen, opfert sich der Mann nahezu täglich zum Hartwurst-Reste-Essen. Wir haben wir noch etwas mallorquinischen Blutwurst und italienische Hartwurst in der Vorratsecke. Erstere wurde unter kritisch-angeekelten Augen der Kinder angeschnitten und verzehrt mit den Worten „Des is‘ schon ‘was Gutes…“ . Jeder ist also derzeit noch zufrieden: der Mann, weil er die im Haus vorhandenen Reste essen darf, die Kinder, weil sie nicht müssen und Mami weil die Küche bald restlos befreit von Tier sein wird…
Und natürlich freuen wir uns auch auf die bevorstehenden Besuche bei den Omis auf dem Lande. Denn das Fleischverbot gilt ja nur bei uns im Haus… Woanders fasten wir eben nur fast und verzichten auf vollen Verzicht…

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