Erwachsene

Wenn das Home-Office den Heimwerker im Manne weckt…

22. April 2020
Titelbild der Serie Bob the Builder, mit Logo

Der Mann im Home-Office, der Mann zu Hause…

Dank Corona geht der Mann nicht mehr ins Büro. Er sitzt in seinem Arbeitszimmer und sagt er brauche Ruhe. Ab und an wird dieser Wunsch von einem der Sprösslinge ignoriert. Dann faucht der Mann in seinem Home-Office und ermahnt uns zur Achtung und Ehrung seines Berufes. „Ich muss jetzt arbeiten, das ist wichtig!“ Der jüngste Sprössling lächelt, zeigt großes Interesse an des Papis Arbeit, hüpft auf Papis Stuhl und hackt auf die Tastatur. Und schon ist die Arbeit getan… Der Zweijährige freut sich ob der schnellen Fertigstellung, denkt er, dass Papi nun Zeit findet zum Spielen. Der Vater lächelt nicht. Er nimmt das Kind und setzt es auf meinen Schoß, an meinen Laptop… Der Vater sagt: „Also diese Woche gehe ich ins Büro. Da habe ich meine Ruhe…!“ Möglicherweise glaubt er wirklich, dass er gehen darf… Zuviel zu Hause ist dem Papi zu viel zu Hause…

Wenn das Home-Office geschlossen ist

Hin und wieder kommt der Mann ganz freiwillig aus seinem Home-Office. Langsam öffnet sich die Türe, er späht in alle Richtungen ob ein kindlicher Angreifer lauern könnte und schleicht sich bei reiner Luft in die Küche. Spätestens dann wird er entdeckt und angegriffen. Der Zweijährige reckt die Hände in die Höhe und nuschelt „Kuscheln…“ Da kann niemand widerstehen. Der Vater gibt auf und kommt mit dem Nachwuchs auf dem Arm an meinen Schreibtisch. „Wir Beide wollen etwas Männliches machen – ich hol schon mal den Werkzeugkoffer.“ Ich versuche Alles zu ignorieren. Wenn ich mich taub stelle, hat vielleicht auch niemand etwas gesagt… „Wir gehen mal hoch ins Badezimmer…“ Ich winde mich. Ich stelle mich weiterhin taub und versuche zu verdrängen… Vater samt Zweijährigem treten Weg ins Badezimmer an, wo nach männlichem Glauben IMMER etwas festzuziehen, zu schrauben, zu drehen ist… Zudem könnte der größte Feind des peniblen Herr Lohse in einer Ecke lauern: der Schimmel… Auf in den Kampf!

Professionelles Heimwerken im Home-Office

Der Vater ist berauscht von den Aktivitätsmöglichkeiten und ruft dem Sohn wilde Wörter zu: Überlaufgarnitur, Tauchrohr, Excenter-Stopfen, Profildichtung… Der Zweijähige sagt immerfort „Ja!“ Der Vater ist glücklich… Zwar habe ich ein bisschen Angst, bin aber von dem her glücklich, dass der Zweijähige gerade eine Beschäftigung hat. Dann höre ich „ZEFIX“, erst vom Vater, dann vom Kind. Das Kind wiederholt verlässlich… Schnelle Schritte eilen die Treppe herunter. „Wo haben wir Nylonfaden?“ Mir wird leicht übel. Ich stelle mich weiterhin taub. Am Ende ist der falsch übergebene Nylonfaden Schuld an einem Wasserschaden – also verharre ich in meiner Position. Wer nichts tut, macht zumindest nichts falsch… „Ah, hab ihn!“ So ein Glück. Der Mann rennt wieder nach oben, der Zweijährige schreit „Putt!“ die Treppen herunter. Ich leide – ich mochte mein Badezimmer. Es scheppert, es kleppert. Ich suche schon mal die Nummer unseres Sanitärdienstes heraus. Nun ist wieder Alles ruhig. Ich warte ein paar Minuten… Dann endlich: der erlösende Geruch von Chlor. Offenbar ist der Mann fertig und versucht nun sämtliche Spuren seines Tuns zu verwischen. Des Mannes Motto: am Ende wird geschrubbt. Ich atme auf – atme etwas von der durch zwei Stockwerke wabernden Chlorwolke ein. Es riecht nach Erfolg.

Was hat der Mann nun im Home-Office getan?

Mit Kind auf dem Arm und Stolz in der Brust baut sich der Mann neben mir auf. „Jetzt hätten wir beinahe den Sanitärdienst rufen müssen.“ Ich bin etwas verwundert wegen des WIR im Satz. „Aber ich habe es dann doch geschafft und das Ablaufrohr der Badewanne ist wieder dicht.“ Ich bin noch mehr verwundet. Denn die Badewanne bedurfte in meiner Welt keinerlei Reparatur oder Ähnliches bevor der Mann Hand anlegte. Es stellte sich heraus, dass schon fast alle Schrauben, Ösen, Hähne, Gewinde aufgrund der schon länger dauernden Quarantäne und des Reparaturtriebs des Mannes festgezogen waren. Also suchte der Mann nach einem neuen Betätigungsfeld und fand dies im Abfluss der Badewanne. Er hat sich zum Ziel gesetzt, meine langen Haare zu entfernen. Wohlgemerkt badet der Mann NIEMALS, denn er hält es für wenig sinnvoll sich in seinen eignen (schwimmenden) Dreck zu legen. Also hatte er auch keine Ahnung, wie lange das Wasser zum Abfließen braucht, beziehungsweise ob ein Haarknoten das Wasser am Ablauf hinderte…
Natürlich fand der Mann etwas Haar. Langes Haar. Mithilfe einer Fleischgabel entfernte er etwas, hielt es dann aber doch für eine gute Idee Alles auseinander zu bauen. Bei diesem Vorhaben rutschte das Rohr aus der Dichtung und war dann zu weit weg, um es wieder mit Dichtungsring und Abfluss in Verbindung zu bringen. Einsatz Nylonfaden-Angel… Er strahlte. Er war sehr stolz auf sich…

Was vom Heimwerken übrigblieb?

An diesem Tage badete der Mann. Er wollte selbst testen, ob wieder Alles richtig verbunden war. Mitsamt söhnlichem Handwerkerlehrling plantschte er am Nachmittag in der von ihm geretteten Badewanne. Ich wartete heimlich im drunterliegenden Raum ob sich an der Decke Wasserflecken bilden würden… Nach einer Stunde Badespaß mit dem Sohne kamen Beide sauberst gereinigt zu mir und freuten sich. Die Herren waren sichtlich stolz auf ihr vollbrachtes Werk. Der Mann meinte: „Schau, kein Wasserschaden. Alles wieder da, wo es hinsoll. Ich hab Dir heute richtig viel Geld gespart…“
In Zukunft werde ich einfach regelmäßig das Haarknoten-Giftpulver in den Ausguss schütten. Das spart mir Nerven. Und vielleicht erfreut sich der Mann ja zumindest am Chlorduft des Pulvers…

Bildquelle: PBSKids

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2 Comments

  • Reply Isabelle 25. April 2020 at 2:47 pm

    Hallo, aber er hatte doch was Wichtiges zu tun! 🙂 Kenne diese Geschichten von meinem Mann nur zu gut und du hast es – meiner Erfahrung nach – schon genau richtig gemacht: Einfach machen lassen.
    Im Zweifelsfall kommen die Klempner ja auch während Corona. 🙂

    Grüße
    Isabelle

    • Reply Mami und Gör 27. April 2020 at 8:11 am

      Ja – das hast Du recht. Aber wenn der Klempner da ist, steht der Mann daneben und „lernt“… Es ist ein ewiger Kreislauf. Mann versucht, Klempner kommt, Mann denkt er weiß nun wie Alles geht, Mann „repariert“, Klempner kommt wieder, Mann denkt er lernt nun wieder…

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