Ach, wir haben schon Osterferien?
Nachdem Kind eins bis vier seit 29 Tagen nicht in ihren entsprechenden Einrichtungen waren, der Mann und ich seit 20 Tagen keinen Arbeitsalltag wie davor haben, leben wir zeitlos. Und dank der Quarantäne auch weitestgehend raumlos – zumindest gefühlt platzlos… Also war die Reaktion als die Kinder eins und zwei uns voller Stolz mitteilten „Wir haben nun Ferien!“ eher „Na, super. Endlich müsst Ihr nicht mehr… ?????“ Denn im Gegensatz zu all den Jahren davor, im Gegensatz zu wirklich ALL MEINEN Jahren davor, bemerke ich keinen Unterschied, ob es nun Ferien gibt oder nicht…
Was machen wir denn in den Osterferien?
Heuer machen wir in den Osterferien genau das, was wir VOR den Osterferien gemacht haben. Denn die Bildungseinrichtungen heben die Latte hoch und wollen trotz Corona keine Lehrzeit auslassen. Was sie aber auslassen, sind weitestgehend die Lehrer… Also sitzt Mami auch in den „Ferien“ mit dem Elfjährigen jeden Tag am Lehrtisch (ehemals Esstisch) und versucht ihm die Wichtigkeit vom dreidimensionalen Koordinatennetz zu erklären. Also ermahnt Mami den Achtjährigen weiterhin, die vom Lehrer übermittelten Beschäftigungsblätter auszufüllen. Wohlgemerkt haben alle aufgabenschickende Lehrer angemerkt, dass es sich um komplett und total freiwillige Aufgaben handelt. Mit dem richtungweisendem Zusatz, falls man in diesem Jahr nicht mit dem Lehrstoff durchkäme, würden eben die Sommerferien verkürzt werden… Unter normalen Umständen finde ich Drohungen ein durchaus probates Erziehungsmittel, aber den Begriff „freiwillig“ dermaßen zu dehnen, ist sogar für bayerische Verhältnisse schwierig.
Was sind denn Ferien?
Per Definition sind Ferien eine „der Erholung dienende, in bestimmten Abständen immer wiederkehrende Zeit von mehreren Tagen oder Wochen, in der Institutionen wie Parlament, Schule, Universität u. a. geschlossen sind, und nicht arbeiten.“ Also haben wir derzeit per Definition keine Ferien, denn so arbeitet z.B. das Parlament zwar nicht im Parlament, sondern via ZOOM, sondern gebrauchen besser das ältere Wort Vakanzen, was von dem lateinischen Wort vacans („leer“, „unbesetzt“) kommt. Fast Alles ist leer. Die Schule, die Straßen, die Restaurants, die Vergnügungsbetriebe – die Köpfe. Wir leben nun fernab der Realität aufgrund von ZUVIEL Realität, einer Realität einer globalisierten Gesellschaft. Plötzlich interessiert es doch, wenn in China ein Sack Reis umfällt – oder was auf einem Wildtiermarkt am Jangtse-Fluß gegessen wird. Wer hätte gedacht, dass es auf meine „Ferien“ Auswirkungen haben könnte, ob ein Chinese in eine halbgare Fledermaus beißt…
Was wäre wenn wir Osterferien hätten?
Ohne Corona wären wir in der letzten Woche auf dem verwandtschaftlichen Hof in den Bergen gewesen. Während die Männer Näheres über heimisches Vieh erfahren hätten, wären die Tochter und ich auf den Spuren von Ludwig II gelustwandelt und hätten die Marienbrücke bei Kaiserwetter überquert. Wir wären am Staffelsee gewesen, wir wären dann zu den Großmüttern, Cousinen, Cousins, Tanten und Onkel gefahren und hätten in größerer Runde gemeinsam Ostern gefeiert. Wir hätten den Geburtstag der Tochter und den nächste Woche anstehenden Geburtstag von Kind zwei mit Freunden gepartyed. Wir hätten… Stattdessen sind wir entre nous – zu sechst. Und was das Überraschende ist: Es gefällt uns. So sehr wir den Jubel und Trubel vermissen, so sehr genießen wir unser Unser. Hach, geradezu göttlich ist bei uns die Auferstehung des „mal nur WIR“, die Erkenntnis, dass wir uns auch über lange Zeit genug sein können.
Wir feiern trotz Allem. Denn die Sonne lacht, uns geht es gut, wir haben uns und viele bunte Eier.
Und sind wir mal ehrlich: Nichts wäre gewonnen, wenn wir es nicht genießen würden… Denn Ostern ist nun mal morgen und Corona auch.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!
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