Kinder

Das Kind war erst FURCHTBAR krank – dann krank und furchtbar

14. Februar 2020
Ein zwei Jahre altes Kind, erkältet mit einem Papiertaschentuch vor der Nase

Erkältungs-Profis und ein Amateur

Wie jedes Jahr können wir auch heuer einen Virus in unserem Hause willkommen heißen. Bislang zum Glück den Virus, der weder Corona oder Influenza, sondern nur einen grippalen Infekt auslöst. Wir husten, wir rotzen, wir schnäuzen. Es ist eklig und nervig, aber wir kennen es schon und wir Alle können damit souverän umgehen… Alle? NEIN! Das Baby kann es nicht! Das Baby ist seit Dezember zwei Jahre alt, also in Wahrheit kein Baby mehr. Es kann nun realisieren und Eindrücke verarbeiten. Unser Baby versteht nun, dass etwas anders ist, wenn die Viren Einzug in unser Heim bekommen. Doch was das Baby wirklich nicht kann, ist mit den Viren professionell umgehen…

„Nich butze…“

Der Zweijährige hat Schnupfen. Es läuft in der Anfangsphase noch relativ farblos aus seinem kleinen Näschen. Das Kind ist etwas verwirrt, dass sich eine Flüssigkeit von der Nase über die Oberlippe den Weg zum Mund bahnt. Er unterstütz und schleckt einfach ab. Wenn er aber gesättigt ist, dann will er nicht noch mehr Flüssiges im Mund haben und wischt -das hat er sich von den älteren Geschwistern angeschaut- mit dem linken Ärmel das laufende Nass quer über die linke Gesichtshälfte. Wenn Mami oder Erzieherin mit einem Taschentuch/ Toilettenpapier/ Küchenrolle heraneilen, eilt das Kind weg – es will nicht übermäßig geputzt werden. „Nich butze!“ Und es hat schlichtweg noch kein Konzept von „Nase putzen“. Es schnaubt nicht die Rotze aus der Nase, sondern es macht lediglich ein paar Prustetöne mit dem Mund – irgendwas, das der weiblichen Naseputzkraft vermittelt „FERTIG! Du kannst mich nun in Ruhe lassen…“

Jetzt wird es furchtbar…

Während des Infekts entwickelt sich der Schnupfen weiter. Mittlerweile hat er eine gelb-grünliche Couleur angenommen und klebt. An Allem! Es hängt in/an/unter der Nase des kränklichen Kindes und man möchte es am liebsten mit dem Staubsaugeraufsatz direkt von der Stirnhöhle absaugen. Nun leidet das Kind. Es will nichts essen, es will nichts trinken – nicht mal mehr den eigenen Rotz. Die Wangen sind heiß und rot. Die pharmazeutischen Hilfen werden weggeschlagen. Der Zweijährige weiß noch nicht um den heilenden Effekt von Hustensaft und Nasentropfen. Für ihn ist es schlicht eine weitere seltsame Flüssigkeit in einer ebenfalls seltsamen Darreichungsform. Das Kind ist wirklich krank. Das Fieberthermometer leuchtet in warnendem Rot auf – der besorgte Papi nimmt einen Kinderbetreuungstag und geht zum Kinderarzt. (Der besorgte Papi arbeitet in einem Unternehmen, das viel mit Webasto zu tun hat…). Kind leidet, Papi leidet mit. Das Kind darf nicht in die Krippe und liegt nun auf der Couch, Papi daneben – sie schauen zum wiederholten Mal den Abgang von Herrn Klinsmann bei Hertha. Das insgesamt Leid ist groß…
Fand das Kind zuvor noch interessant, was der Körper kann, ist es nun von jedem Nieser und dem dazugehörigen Scleim-Ausschleudern irritiert. Fragend schaut es Papi an: Was passiert hier? Der nun starke Husten befördert grünes Sekret direkt von der Lunge auf die Hand. Das Kind schleckt es ab. Es schüttelt sich. Papi würgt und ruft nach Mami. Mami bringt Inhalator, Tee, Kekse, Wasser und kümmert sich weiter um die erkältungserfahrenen Kinder. Der Zweijährige hustet so stark, dass er sich übergeben muss. Er ist verwirrt… Er muss furchtbar leiden…

Das „nach-Krankheit-furchtbar“

Nachdem das Kind elf Stunden am Stück geschlafen und unbemerkt Medizin zu sich genommen hat, ist es fieberfrei und wieder fast beim Status „Ich esse meinen Rotz“. Es kann auf der Couch hüpfen, Aufträge formulieren und ein Klinsmann-Abschied in Dauerschleife reicht bei Weitem nicht mehr als Unterhaltung aus. Zwar hinterlässt es noch überall Schnodderspuren, aber insgesamt sehe ich eine enorme Zustandsbesserung. Das Kind will Ballspielen, zu BabyShark tanzen, Ohhhgurt (Joghurt) essen – das Kind will bespaßt werden. Mami will im Home-Office arbeiten. Hier gehen die Interessenslagen massivst auseinander. Jedes Telephonat ist eine Herausforderung: ich laufe mit einem Headset von Raum zu Raum, nur um dem kindlichen „Mami, schau“ zu entkommen. Es klappt nicht… Das Kind möchte auch tippen. Die LEGO-Platte wird nur kurzfristig als Tastatur akzeptiert. Zwei Minuten später sitzt das Kind hinter Mami am Mac und malt die wirkliche Tastatur mit einem Buntstift an. Es tippt mit beschnupften Fingern wild auf dem Monitor umher, da es Touchscreen-geprägt ist. Schlußendlich hat das Kind es geschafft meinen Tintenfüller aufzudrehen und ein blaues Fingerbild auf dem Dielenboden zu hinterlassen… Ich muss leiden…

Am Nachmittag gehe ich mit dem Kind zum Kinderarzt. Früher fand ich die Termine für das Attest „Das-Kind-ist-wieder-einrichtungstauglich“ zu bürokratisch und hätte es einfach am heutigen Freitag zu Hause behalten, um dem kleinen Schnodderspatz noch drei weitere Genesungstage zu geben.
Gestern habe ich den Termin äußerst gerne angenommen… Unser bester Kinderarzt war ob der schnellen Genesung erstaunt und hoch erfreut. Er meinte „Mei san‘s froh, dass des so schnell ging. Andere leiden furchtbar lang…“ Zumindest sind wir schnell im Leid.

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