Erwachsene

Der Model-Mann. Wie viel schöner darf ER sein?

4. Juli 2019

Die plötzliche Entstehung vom Model-Mann

Früher war es einfach anders und anders einfach: Der Mann sorgte für den Lebensunterhalt, die Frau freute sich und glänzte. Sie war das schmückende Beiwerk an der Seite des geldbringenden Mannes. Dereinst färbten nur Schauspieler ihr Haupthaar, der übliche Mann überzeugte durch Armbanduhr oder Bankkonto – nicht mit Schönheit. Die Frau hingegen überzeugte durch Qualitäten in der Küche und im Aussehen. Mann Geld-Held, Frau Suppe-Puppe.
Heute gibt es dank Social-Media-beeinflußter Denke auch den Mann, dem das Aussehen trotz/wegen/für das Bankkonto wichtig ist: Den Model-Mann. Und noch besser: Heute können sich erfolgreiche Frauen auch den Model-Mann als ihr schmückendes Beiwerk leisten. Aber wie viel schöner darf er sein?

Der Model-Mann als Partner?

Der Model-Mann ist schön. Oder er findet sich schön. Oder er versucht sich schön zu machen. Und schön ist relativ… Der Model-Mann ist entweder wirklich Model, Instagramer, Hipster, Toyboy oder einfach von Natur aus gut bedacht. Oder Alles zusammen. Auf jeden Fall weiß er um sein gutes Aussehen. Weiß er auch, dass die Frau an seiner Seite weniger Model ist als er, kommt es zu Problemen in der Beziehung. Laut einer Studie der Florida State University ist der Ton zwischen Partnern bei welchen SIE schöner ist als ER viel liebevoller als bei Model-Mann und Durchschnittsfrau. Der Studienleiter James McNulty vermutet dahinter evolutionspsychologische Ursachen. „Schönere Männer glauben demzufolge, dass sie etwas Besseres verdient hätten. Sie erheben Anspruch auf das Grün jenseits des Hügels und deshalb geben sie sich in ihrer Beziehung keine Mühe.“  Gut, dass das erforscht wurde…

Der Model-Mann an meiner Seite

Der Model-Mann an meiner Seite pflegt sich schön. Er verfügt über weitaus mehr Haarprodukte als ich. Er benötigt für das Styling seines Haar mehr Zeit, mehr Instrumente, mehr Flüche als ich. Und ich habe wohlgemerkt weitaus -WEITAUS- mehr Haar. Derweilen kommt er Montag morgen in die Küche und moniert „Heute bin ich mit meinem Haar unzufrieden“. Ich versuche just in diesem Moment vier Kindern das Wochenende auszutreiben, sie von Sinnhaftigkeit der Schule zu überzeugen und vier unterschiedliche Brotzeiten gleichzeitig zu schmieren. Auch ich bin unzufrieden… Mein Model-Mann cremt sich mindestens zweimal täglich die Hände ein, hat verschiedene Zupfen für Augenbrauen, Ohren, Rücken, benutzt morgens und abends unterschiedliche Zahnpasta und verfügt über kostspielige Augen- und Gesichtscremes mit Anti-Rides-Hyaloron-Filler und SPF. Mit sein größter Albtraum ist, dass das Baby etwas Schnodder an die lang überlegte Kombi aus Hose, Hemd und Sakko wischt und ein Teil des sorgfältig zusammengestellten Klamottentrios ausgewechselt werden muss. (Das könnte aber auch an Herrn Lohse liegen) Oder dass jemand sein Haar berührt.
Mein Haar darf Jeder berühren. Meine Klamotten sind selten fleckenfrei. Ich sehe keinen Sinn in morgendlicher Handcreme, da ich meine Hände rund zwanzigtausend Mal am Tag unters Wasser oder ins Desinfektionsmittel halten muss.

Das Gute am Model-Mann

Mag sein, dass die Gepflogenheiten meines Model-Manns gar nicht übertrieben sind, für mich sind sie aber neu. Schön ist zu wissen, dass der Mann sich pflegt, dass der Mann sich regelmäßig die Zähne putzt, dass man keine Angst vor Edward-Scherenhand-ähnlichen Zehennägeln oder Fusspilz haben muss. Und dass er gut riecht. Das Gute ist, dass wir in Gesprächen immer noch liebevoll miteinander umgehen. Und das Beste ist, dass ich ihn als (mehr als) schmückendes Beiwerk an meiner Seite haben kann. Da darf er auch mal glauben er sei besonders schön. Wenn ich an seiner Seite bin – oder weil…


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