Erwachsene

Mein Feind: Die H&M-Umkleide

7. Juni 2018

Warum überhaupt in die H&M-Umkleide?

Ich gestehe: Meine Bademode ist teilweise von H&M. Und da ich mich einen Großteil des Sommers in und um Gewässer aufhalte, wird meine Bademode strapaziert. Das Material leidet nicht nur darunter, dass ich die Sachen nach dem Badespaß nicht auswasche, mich am Rand lieber über die Steinkante hochziehe statt Pooltreppen zu nutzen, sondern auch an (zumeist babybedingten) Gewichtsschwankungen mit einhergehenden Stoff-Stresstests. Also muss zu Beginn des Sommers ein neues Badeoutfit her. Ich gehe noch immer gerne direkt in Läden, probiere und kaufe vor Ort. Auch beim schwedischen Mode-Discounter. Und dies bedeutet den Gang in die H&M-Umkleide…

Ein Bikini ist eben kein Strickpulli…

Ich würde sagen ich habe eine Durchschnittsgröße. Bei ZARA immer M, bei den ausladenderen H&M-Schweden gerne 38 oder gar S. Das gilt jedoch nur für Kleidung, die mehr als 50 Prozent meines Körpers verhüllen soll. Bei Bademode gelten andere schwedische Gesetze. Ich habe keine Ahnung, warum ich zu meiner normalen H&M-Größe immer „vier „addieren muss, um eine Größe zu haben, die ansatzweise meine Geschlechtsmerkmale verdeckt. Gibt es in Stockholm besondere Schneiderpuppen, denen der Bikini angepasst wird? Haben die vergessen den Puppen Nippel drauf zu malen? Allein das Aussuchen eines Alles verdeckenden Badeoutfits ist schwierig. Hat man das aber endlich geschafft, kommt das Schlimmste: Die Anprobe in der H&M-Umkleide…

Geisterbahn in der H&M-Umkleide

Dieses Jahr entscheid ich mich für einen Shaping-Badeanzug in bourdeauxrot. Um den Shapingeffekt zu erzielen, muss das Ding straff sein. Ähnlich wie das Anziehen eines Stützstrumpfes ist das Anziehen dieses Badeanzugs. Ich ziehe, straffe, hüpfe, stopfe, zuppele. Am Ende meiner Kräfte sitzt das Ding ungefähr da, wo es hingehört. Natürlich habe ich aus Hygienegründen meinen Schlüppi anbehalten, was dem Ganzen noch mehr Spaß verleiht. Ich schaue in den Spiegel. Leider kann ich den Badeanzug nicht sehen –  ich sehe eine mir fremde Frau, kalkweiß, wie ein Geist. Die untere Körperhälfte besteht aus zwei Weißwürstel – nachdem man die Haut abgezogen hat. Tiefe Dellen und Furchen zeichnen sich ab. Die Oberarme versuchen sich anzugleichen. Der Spiegel, das Licht, gnadenlos. Von allen weiß lackierten Seiten der Umkleide reflektiert das Neonlicht. Jede einzelne Pore, Falte, Delle wird multidimensional ausgeleuchtet. NIEMALS sehe ich in echt so aus!  Ich suche nach einem dimmbaren Lichtschalter. Es muss hier doch etwas geben, dass normales Tageslicht nachahmt. Es gibt nichts – die H&M-Umkleide möchte nicht, dass ich mich im Badeanzug wohlfühle…

Sinn und Zweck einer H&M-Umkleide?

Ich nehme an, dass es ein weltweites Interior-Konzept für H&M gibt. Warum besagt dies: Frauen sollen sich dank Spiegel und Licht in der Umkleide unwohl fühlen. Soll es für schnellen Durchlauf bei Anproben sorgen? Soll es sagen Du bist zu dick/ alt/ faltig, um unsere (Bade-)Mode zu tragen? Früher war das anders – es gab in der Tat mal boudoires Wohlfühlen in der Umkleide und einen regulierbaren Lichtschalter bei H&M. Vielleicht war früher auch nur mein Weißwurstbein eher eine Knackwurst…
Sei’s drum. Ich denke es geht um den schnellen Durchlauf – also wird hier mit gemeinsten Mitteln ein längerer Aufenthalt in der Umkleide vereitelt. Sehr beruhigend, dass es nicht an mir liegt und nur das blöde Kunstlicht mich nicht hübsch aussehen lässt. In Wahrheit sehe ich in meinem weinroten Shaping-Badeanzug doch sehr ansehnlich aus.
Ha, H&M, mich kannst Du nicht austricksen. Ich weiß, dass Dein Licht lügt und dass wir Alle doch viel schöner sind als Deine hochglanz-weißen, neonlichtbestücken Umkleiden es uns glauben lassen wollen… Also auf ins Freie – mit oder ohne Shaping-Badeanzug!

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