Erwachsene

Offener Brief von der Erzeugerin der Klima-Killer-Kinder

11. März 2019

Liebe Frau Brunschweiger,

ich gratuliere Ihnen. Sie sind ein Genie! Sie setzen Gelesenes, Gelerntes gekonnt um – wichtig für Ihren Beruf als Lehrerin. Diesmal haben Sie von Ihren pubertierenden Schülern prima abgeschaut, dass man mit möglichst provokanten Thesen die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Sie haben überlegt, wie man ganz Mutter-Deutschland in Aufruhr versetzen und sich einen Bericht bei RTL sichern kann. Sie sagen einfach in Ihrem Manifest Kinderfrei statt kinderlos! : „Kinder sind Killer!“ und schon rollt der PR-Zug für Ihr Buch… So einfach, so effektiv – großer Dank an alle Klima-Killer-Kinder!

Ich gebe zu, Dass ich Ihr Buch nicht gelesen habe. Denn ich war mit der Aufzucht meiner vier Klima-Killer-Kinder beschäftigt. Doch allein aus der erzeugten Medienpräsenz um Ihr Buch wuchsen ein paar Fragen und Anmerkungen heran. Et voilá – auch ich gewähre Ihnen medialen Raum für antwortende Gedankenspiele… Ich möchte aber weniger auf die kruden Umwelttheorien an sich, sondern auf Ihren Anspruch eine radikale Feministin und eine bewußt kinderlose, gute Lehrerin zu sein, eingehen.

  1. Sie sagen es gäbe zu viele Klima-Killer-Kinder. Sie wollen keines. Prima. Denn ich habe genug für uns Beide. Ich danke Ihnen für Ihren Verzicht…
  2. Sie sagen ein deutsches Kind sei so umweltschädlich wie 30 afrikanische Kinder. Hört sich wahnsinnig fundiert an… Können Sie einmal hochrechnen auf wie viele Kinder Afrika bitte pro Jahr verzichten soll? Das würde Ihnen bestimmt nochmal PR-Auftrieb geben…
  3. Sie sagen, jede kinderlose Frau über 50 Jahre solle mit 50.000€ belohnt werden. Können wir das auch bitte nochmals auf die gesamte Welt umrechnen – denn Umwelt haben ja schließlich Alle. Entwicklungsminister Müller hat hier sicherlich einen Spartopf für die Dritte Welt aus dem sich zB Haiti den Kinderlos-Bonus finanzieren kann…
  4. Sie sagen die Fragen nach Ihrer Kinderlosigkeit hätten Sie genervt. Mich nerven manchmal die Blicke, die ich wegen der Kindervielzahl erhalte. Vielleicht sollte ich Ihren Weg versuchen und krude Thesen für den globalen Nutzen einer vierfach Mutterschaft entwerfen – dann bin ich keine gefühlte Außenseiterin mehr und darf bei RTL auftreten… Sie können Sich gerne bei mir wegen einer Zusammenarbeit melden!
  5. Sie sagen: Man bedenke, dass es den Eltern selten wirklich um die Kinder geht, sondern schlicht und ergreifend um mehr Geld.“ In der Tat war das immer mein erster Gedanke – „Super schwanger!!! Endlich habe ich MEHR Geld!!!“ Das geht allen Müttern so… Noch besser ist es dann, wenn der Mann abhaut! Dann hat man noch mehr Geld – ist ja Einer weniger…
  6. Sie sagen: „Die meisten haben aus ziemlich egoistischen Gründen Kinder.“ und „Eine Frau begibt sich absichtlich in eine große Gefahr, die nicht nur ihrem Körper massiv und multipel schadet, sondern auch ihre Psyche und ihr weiteres Leben negativ beeinflusst. Zudem werden ihr Geld, Zeit und Kraft abgezogen.“ Häh – Widerspruch! Ach, sind Sie nicht auch zu gerne stereotype Frau, die Ihre Meinung und Ansicht plötzlich ändern darf ? Oder ist Ihre Definition von egoistisch einfach anders ?
  7. Sie sagen, dass Sie als kinderlose Lehrerin diskriminiert wurden, da erst Lehrerinnen mit Kindern an Ihre Wunschschule versetzt wurden. Und dass ein positiver Effekt von weniger Klima-Killer-Kinder für Sie auch kleinere Klassen wären. Ja – Nachtigall ick hör Dir trapsen… Ist Ihr Pamphlet nur eine Abrechung, weil der Lehrerinnenjob -ganz unerwartet- wegen der Kinder von Anderen so doof ist?

Liebe Frau Brunschweig, Sie beschreiben sich als eine radikale Faministin. Und wie alle Radikalen, die etwas auf sich halten, muss man eben provozieren… Aber gerade als Feministin allen Müttern die Fähigkeit der Selbstbestimmung abzusprechen, zu unterstellen entweder Egoistinnen oder submissive, patriachal-unterdrückte Püppchen ohne jegliches ökologische Gewissen zu sein, ist Ihrer nicht würdig. Oder Ihrer Mutter.

Mit radikal freundlichen Grüßen,

Mami und ihre vier Kinder-Klima-Killer

Bildquelle: Zündfunk/ Juliane Zitzelsberger

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