Wien, Wien, da muss ich hin, hin…
Vor langer Zeit, noch zu Zeiten des Schillings, habe ich in Wien studiert. Ich wohnte im 9. Bezirk mit zwei Kärnter Slowenen, einer äußerst stillen Norwegerin, einer Tübinger Schauspielerin und einem Berliner Studenten, der wirklich niemals Schuhe trug. Es war traumhaft. Mitten in der Stadt, aber dennoch mitten in der Gemütlichkeit. Zwar war Wien immer kosmopolit dank der Geschichte, Lage zum Osten und dank Organisationen wie OPEC, UNO, OSZE, aber es war auch gemütlich-gemächlich. Damals wurde ich lauthals geschimpft -natürlich mit einem einleitenden „Geeeh biddeeee“- weil ich die Stufen der Rolltreppe hochgehastet bin. „Ned so schnäi, des bringt Sie von sälbst nauf…“ Freunde von damals leben noch immer dort, sie sagten ich müsse Wien nun sehen. Es hat sich verändert. Heute sei es hip. Und schneller. Man dürfe nun Rolltreppen laufen. Also, fuhr ich samt Troß nach Wien, um die Veränderung zu sehen.
Wien, wie, was, warum…
Von München aus fuhren wir mit unserem Familienungetümauto nach Wien. Der erste Eindruck ist ernüchternd – lange graue Häuserzeilen, an denen man die Nähe zum Osten erkennt. Dann aber kommt das erwartete Wien – das Wien mit den Restbeständen der k.u.k.-Zeit. Wir hatten eine sehr praktisch gelegene Airbnb-Wohnung in der Gumpendorfer Straße. Von dort konnten wir Alles zu Fuß oder mit den Öffentlichen erkunden. Unser erster Weg nach abendlicher Ankunft und Auspacken war in die Pizzeria Disco Volante auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die bekanntermaßen beste Pizza der Stadt. Die Kinder erfreuten sich am Diskokugel-Pizzaofen, die Erwachsenen daran, dass die Kinder mit dem Dicokugel-Pizzaofen beschäftigt waren.
Wien – Tag 1
Am ersten Tag folgte unsere obligatorische Hop-on-Hop-Off-Bustour – erst Innenstadt bis raus nach Schönbrunn. Viele der Sehenswürdigkeiten von Wien liegen nahe beieinander. Wir fuhren erst mit dem Bus um Alles kurz zu sehen, dann durften die Kinder bestimmen, was sie genauer sehen wollten. Sie wollten Schnitzel ganz deutlich sehen. Also gingen wir zum Figlmüller – Figlmüller im Lugeck wohlgemerkt. Es war teuer, es war köstlich. Kinderfreundlich folgte nach Schnitzel das Eis bei Zanoni& Zanoni. Dann folgte ein kleines Schlendern runter zum Schwedenplatz, von wo wir die Bustour zum Hundertwasserhaus fortsetzten. Zugegebermaßen sind wir nicht so wahnsinnig kunstinteressiert – aber der große Sohn hatte just Friedensreich Hundertwasser im Unterricht. Um ihn -und uns- nicht zu überfordern, gingen wir jedoch nicht ins Museum, sondern schauten uns Haus, Village usw von außen an. Reicht. Danach wieder ab in den Bus und auf zum Prater. Der Prater strahlt für mich etwas Morbides aus. Täglich grüßt der Rummelplatz Touristen, täglich gibt es alle Attraktionen. Täglich kleine Wies’n. Doch weil es so Alltäglich ist, scheinen Lust und Freude verkommen zu sein. Möglicherweise auch ein paar TÜV-Zertifikate. Riesenrad musste aber sein – der Angst vorm Statikzusammenbruch zum Trotz. Nach diesem touristischem Wien-Erlebnis, setzten wir mit dem Verzehr einer Eitrigen auf dem Heimweg noch eins Drauf…
Wien – Tag 2
Der nächste Tag begann in der Meierei mit feudalem Frühstück. Obgleich etwas steif, sind sie sehr kinderlieb und tolerierten diverse Schokomilchunfälle an unserem Tisch. Im Anschluß liefen wir zu Sissi in die Hofburg. Da nur eines von vier Kindern -das Mädchen- Interesse an viel zu viel Gold in Zimmer und Haupthaar hatte, sparten wir uns auch hier den Eintritt und liefen einfach durch die Gassen Wiens. Fast automatisch kommt man an der Albertina, an der Oper, am MuseumsQuartier, am Burgtheater, am Hohen Markt vorbei. Wir liefen vorbei an zahlreichen Souvenirläden mit zweierlei Arten von Mozartkugeln, vorbei an zahlreichen Fiakern hin zum Steffl – der Domkirche. Kurz rein, schnell raus. Dann rüber zum Steffl, dem Kaufhaus. In der obersten Etage ist ein Restaurant, von dem man einen super Ausblick über die Stadt hat. Der Weg nach Hause führte uns über den Naschmarkt ins Bett.
Wien – Tag 3
Am letzten Tag sind wir nach dem Frühstück zu Hause erst zusammen ins Aquarium, einem alten Bunker mit Aussichtplattform. Ich fand Bunker und Plattform interessanter als die Tierwelt, die Jungs hatten Spaß mit den Affen, Tochter mochte die Seepferdchen, Baby die Farben generell, Mann den Verlängerten. Dann haben wir uns aufgeteilt. Während die Tochter und ich ins Café Sacher sind und ich ihr von meinen Tagen und Nächten auf Wiener Bällen erzählte, sind die Herren zum Skatepark Hütteldorf, um sich auszutoben und meinen Erzählungen von Wiener Bällen zu entfliehen. Gegen nachmittag fanden wir uns wieder und taten einfach nichts. Wir liefen unkontrolliert umher, tranken hier, naschten da. Ohne Plan. Wir sahen uns die Eingänge von ein paar Museen an, nur um dann wieder den Ausgang zu suchen. Schamlos. Zwanglos. Zum Abschluss gab es Dumplings bei Mama Liu&Sons, nahe unserer Ferienwohnung.
Haben wir etwas verpasst? Sicherlich. Stört es uns? Sicherlich nicht. Denn „Geh bidde, wann ma glaubn, wir müssn no was sehn, fah ma wieder hinn!“ Also, Wien, wir kommen wieder!
Da fast Jeder die hübschen Bilder von Schönbrunn und Co kennt, hier mal das „andere Wien“…
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