Von hübscher Mode zu trendy High-Fashion
Mode ist ein Thema für sich. Mode und Kleidung sind gleichzeitig Distinktionsmerkmal und soziale Vereinheitlichung. Anhand der Kleidung kann man oftmals Unterschiede in Herkunft, Religion, Alter, sozialem Status erkennen. Innerhalb einer Gruppen sehen wiederum Alle ähnlich aus. Ich wage zu behaupten, dass eine hochgebildete Japanerin mittleren Alters niemals ein Ed Hardy-Shirt tragen würde. Gemeinsam ist wohl, dass jede gerne hübsch aussehen möchte, wenn möglich auch noch trendy. Doch was, wenn der Trend es einfach nicht erlaubt hübsch auszusehen?
Wer macht High-Fashion? Ist er high?
Die jetzige Herbst-Winter-Kollektion zeigt Gesichtsvermummung – Sturmhauben. Auf den Laufsteg gebracht hat es nicht etwa ein traditionsverbundener Eskimodesigner oder ein Anhänger der Bankräuberszene, sondern ganz profan GUCCI. Zuvor hat uns Balenciaga den seltsamen Trend der Ugly Dad Sneakers beschert. High-Fashion geht in Richtung seltsam.
Aber warum? In Instagramzeiten müssen Trends im Akkord produziert werden. Gab es früher zwei große Kollektionen pro Jahr, gibt es heute selbst beim ehrwürdigen Haus Chanel sieben Kollektionen pro Jahr. Fast Fashion ist der Hit! Man stelle sich vor, eine Kardashian würde sich zweimal in demselben Outfit zeigen.
Die Forderung nach viel Fashion erfordert viel Kreativität. Jetzt scheinen die Ideen fürs Hübsche ausgegangen zu sein. Dann bedient man sich eben des Häßlichen. High-Fashion-Sturmhauben sind also aus der Not geboren – es gibt schon zu viele schöne Kopfbedeckungen.
Ist High-Fashion etwa ein analytisches Versuchslabor?
Eine andere Theorie könnte sein, dass die Designer im Kollektiv dem Trend des Hübschen abschwören und die Modeindustrie implodieren lassen wollen. Sie testen die Grenze des Konsumenten: Was ziehen sich Fashion-Victims an, nur weil in High-Fashion-Label eingenäht ist? Vielleicht ist Trend sich zu vermummen oder sich klobige Behilfsschuhe anzuziehen einer insgeamten Abkehr vom Schönen geschuldet. Nach dem Motto: Leute wacht auf – das Schöne ist unecht, im originell Häßlichen liegt die Zukunft.
High-Fashion für wen?
Zuweilen, wenn ich die Modemagazine durchblättere, frage ich mich wer die vorgestellten Dinge anziehen kann und soll. Natürlich designen Künstler nicht für normale Frauen, nicht für Kohlenhydratfans, nicht für Vierfachmütter. Aber dennoch arbeiten auch Modegiganten mit dem Ziel der Gewinnschöpfung. Also soll es jemand kaufen – aber wer? Jedenfalls nicht ich. Ich frage mich nur, wer ist hier der Dumme? Ich, die den tieferen Sinn einer GUCCI-Sturmhaube nicht versteht oder die, die sie kauft…
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