Oktoberfestweisheit: Nach der Wiesn ist vor der Wiesn
Weus’d a Herz hast wie a Bergwerk… Wunderkerzen… Arm in Arm… Dann grelles Licht. Enttäuschte Gesichter – gar Tränen… Das Bier ist leer. Die Wiesn 2019 ist zu Ende. Wie jedes Jahr. Es bleibt die Gewissheit, dass 6,3 Millionen Menschen rund 7,3 Millionen Liter Bier getrunken und unter Anderem 124 Ochsen gegessen haben. Der Freund und Helfer nahm 414 betrunkenen E-Scooter-Fahrer die Führerscheine und diebischen Trinkern 96.912 Bierkrüge ab. Aber die Raudi-Rollerer und Maßkrugklauer sind nicht die Schlimmsten auf der Wiesn…
Wiesn-Erscheinungen: Von Harz-Loferl bis Pissoirstürmerin
Die Wiesn ist ein Volksfest – ursprünglich für Münchner. Das war einmal… Nun darf und kann jeder. Egal wie. Papi pflegte zu sagen: chacun à sa façon. Jeder darf zur Wiesnzeit versuchen ein Bayer zu sein und eine Tracht zu tragen. Aber nicht jeder kann es – wie der Freund aus dem Harz. Seine bayern-fremde Ausdrucksweise bewegten den Traditionsverkäufer im Lodenfrey ihm den Verkauf von Loferl zu verweigern „A geh‘, des is wirklich nix für Sie! Sie san a andrer Typ“ Recht hat er… Der Rudi aus dem Chiemgau hingegen kann Alles tragen. Zu seiner 120-jährigen Hirschledernen trägt der Rudi einen Gürtel mit selbstdesignter, handgeschnitzter Schnalle – aus einem deformierten Gamsschädel…
Bei Damen gibt es unendliche viele Fehler. Ganz schlimm sind Glitzerdirndl. Ich berichtete hier. Irritierend finde ich auch Sneakers, Carmenblusen, Tattookropfbänder oder Extensions. Irritierender als unangebrachtes Aussehen finde ich aber unangebrachtes Verhalten. Wie die „Dame“, die sich über die einfachste Anstandsregel hinwegsetzt – und ins Männerklo geht. Pfui Deifi!! Kichernd kommt sie raus, sagt Dinge wie „Ich bin doch nicht doof und stell mich zehn Minuten an…“ Nein, Dein zu kurzes Dirndl, Deine proletarischen Tätowierungen, Dein Piercing verraten, dass Du nicht doof bist – nur hier gang, ganz falsch…
Welche Leut‘ gehören auf die Wiesn?
Jeder darf. Aber nicht jeder darf überall hin. Zum Glück reguliert das der Wirt/ die Wirtin, die Security, die restliche Wiesn-erstürmende Masse – und letztendlich auch der Fakt, dass man als hier Ansässiger mehr Ahnung, mehr Kontakte und mehr Zeit zum Hingehen hat. Es gibt Zeiten und Zelte, die meidet der Münchner. Daher ist es gut, dass der Australier am Samstag Mittag den Umsatz im Hofbräuzelt bringt.
Und schließlich gibt es noch die wunderbare Oide Wiesn. Das Eck, wo ausschließlich traditionelle Humdahdah-Musik gespielt wird, wo Kinder auf der Bühne tanzen können, wo das Bier in Steinkrügen kommt. Das liebe ich. Denn lieber als Andreas Gabalier höre ich auf der Wiesn den Bayerischen Defiliermarsch…
Ach, und wer freiwillig in den Wiesnclub geht, kommt eh in die Hölle… Beziehungsweise ist schon dort…
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