AstraZeneca – immer rein damit…
Endlich ist es soweit… Was haben wir gewartet, gehofft, dann uns gefreut: Endlich bekommt der Mann an meiner Seite seine Impfung gegen das Corona-Virus. Er ist mutig/ realistisch/ verantwortungsvoll und nimmt den AstraZeneca-Impfstoff, den ansonsten fast Keiner haben will. Er sagt, er hätte sich schon so vieles mit bekannten Nebenwirkungen spritzen lassen – und das obgleich er auch einfach Risiken vermeiden hätte können. Ein Austausch des Reiseziels von Amazonien zum Altmühltal hätte weniger Prophylaxe und Eingriffe in die eigene Gesundheit gefordert, aber man wollte in jungen Jahren ja „mal weit weg“. Auch nun steht der Sinn nach „weg“ und „Freiheit“, daher die Bereitwiligkeit für AstraZeneca.
Schon als der Anruf zur Terminvergabe -ein Freitag- kam, war dem Mann klar: Es wird etwas Besonderes. Er wird leiden. Die Impfreaktion auf AstraZeneca sei bekanntermaßen ganz schrecklich. Knapp 40 Stunden vor der Impfung wurde es schon schlimm. Der Mann litt an PIS – dem Prä-Impf-Syndrom…
Die Vorwirkungen von AstraZeneca
Am Donnerstag Nachmittag kam der Mann an meiner Seite zu mir und meinte er werde krank. Er verspüre schon jetzt ein Kratzen im Hals, seine Stimme wäre krächzig und seine Nase jucke. Die Augen waren nur halb geöffnet. Ein theatralische Kehrtwende erfolgte, die Winterkiste musste aus dem Schrank gezogen werden, denn man/Mann benötigte einen Schal. „Ich merk‘ schon am Samstag bin ich sterbenskrank. Der Kleine hat schon wieder Killer-Grippeviren aus der Krippe mitgebracht.“ An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass ich corona-konformen Besuch von einer Freundin erwartete und der Plan war, dass sich der nun leidende Mann ab deren Ankunft um alle Kinder kümmern wird…
Am Freitag morgen war das Leid wahrhaft noch ein bisschen größer geworden. In ein paar Stunden stand die (mich rettende) Ankunft der Freundin und der ihn rettende AstraZeneca-Pieks an – doch nun? Dürfe man mit Symptomen geimpft werden? Wie hoch ist das eventuelle Fieber? Führt ein geschwächtes Immunsystem zu einer schlimmeren Impfreaktion? Ist es wirklich eine gute Idee, dass die Freundin gerade jetzt kommt? Ist er denn noch zu retten?
“Ich schaff das schon…“
Die Gier nach Erleichterungen und somit die Bereitwilligkeit zur Impfung mit AstraZeneca war größer als der kratzende Hals, die stetig anwachsenden Beschwerden oder die “Killerviren aus der Kita“. Also schwang sich der Mann den Erkältungssymptomen trotzend auf sein Motorrad und düste der Impfung entgegen. Blöderweise war er nicht so gut vorbereitet und schenkte weder Himmel noch Wetter-App seine Aufmerksamkeit, denn kurz nach Starten seiner Straßen-Maschine fing es an zu regnen. So bekam der Mann nach einiger Wartezeit im naßen Zustand seine AstraZeneca-Spritze, und musste wieder durch den Regen nach Hause motorraden. Dennoch war er zufrieden. Die Dankbarkeit und der Frohsinn ließen ihn kurz seine aufkommende schwere Krankheit vergessen. Noch grinste er, in der einen Hand einen gut gefüllten Impfausweis, in der anderen Hand -zu Feier des Tages- ein Corona-Bier… Die Freundin war mittlerweile angekommen, desinfiziert. Wir grinsten mit… Doch dann begann das Leid.
“Oh, es wird immer schlimmer…“
Die Freundin und ich wurden vom Mann an meiner Seite mehrmals darauf hingewiesen welch geradezu verheerende Auswirkungen die Kombination Erkältungsviren plus AstraZeneca-Impfung auch bei einem relativ gesundem, mittelalten Mann auslösen kann. Man bittet darum, auf Veränderungen und mögliche Einblutungen zu achten, noch mehr aber die massiven Erkältungssymptome erst zu nehmen. Der Mann beschloß nun wirklich -WIRKLICH- krank zu sein. Bevor er am Freitag ins Bett ging,“ wurden wir NOCHMALS darauf hingewiesen, dass es ihm gar nicht gut gehe – das aber natürlich nicht an einer lapidaren und zu erwartenden Impfreaktion läge, sondern an den massiv bösartigen Killerviren, die das Kleinkind angeschleppt hat.
“Ich schaff das doch nicht…“
„Oh – ich kann mich nicht bewegen. Ihr müsst Euch selber um die Kinder kümmern. Ich kann heute nicht aufstehen.“ So wurde ich am Tag nach der Impfung geweckt… Bereitwillig machte ich Frühstück, noch bereitwilliger organisierte ich Alles um, sodass Jede/r auf seine Kosten kam. Der Mann durfte/ musste im Bett bleiben. „Das kann keine Impfreaktion sein. Mir geht es soooo schlecht. Schlechter als allen anderen. Das kommt aus der Krippe…!“ sinnierte er. Der logische Hinweis meinerseits, dass das wohl durchaus am AstraZeneca und nicht an des Babys Rotznase läge, wurde widerlegt. „Nein – wenn es jedem so gehen würde, dann geht da keiner mehr hin zur Impfung… Das ist ja so schlimm….“ Auf meine Gegenfrage warum denn nur ER im Bett liegen müsse wegen des Babys eingeschleuster Viren, alle anderen Familienmitglieder sich jedoch bester Gesundheit erfreuen, kam nur „Weil ich den Kleinen ja viel öfter als alle anderen aus der Krippe abhole“. Nun nochmals mit Logik anzufangen, erschien mir überflüssig… Ich war machtlos – der Mann lag im Bett und zelebrierte sein ASS – sein After-Spritzen-Syndrom…
Alles nicht so schlimm, oder doch?
Am Sonntag schließlich wurde der Mann an meiner Seite wach und freute sich, dass er spontan genesen sei. „Also, das war ja jetzt mal eine echt komische Grippe…“ Für einen kurzen Moment wollte ich ihm NOCHMALS die Anzeichen und den Ablauf einer simplen Impfreaktion aufzeigen, doch entschied mich für ein „Du siehst auch schon viel besser aus.“ Er freute sich ob seines wiedergefunden Lebensgeists und hüpfte aus dem Bett. Bravo – er kann wieder stehen! „Also gestern konnte ich nicht einmal zur Toilette gehen, so schlecht ging es mir…“ Ich machte mir kurz Sorgen wegen des Verbleibs möglicher Ausscheidungen und sagte dann „Aber heute geht es Dir ja wieder gut. Möchtest Du für uns gleich mal Frühstück machen? Aber pass auf, dass Du Dich nicht übernimmst – solche Killerviren aus der Krippe können heimtückisch sein. Wirklich nur, wenn Du genug Kraft hast.“
Natürlich hatte er die Kraft – ist er doch ein gesunder Mann im besten Alter. Natürlich hatte er eine harmlose Impfreaktion.
Und natürlich wusste ich das…
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