Erwachsene, Kinder, Mami fährt weg

„Der Strand wäre schöner ohne Sand“ – Familienurlaub auf Menorca

18. Juni 2021
Papi und Baby am Strand in Menorca. Beide tragen einen Sonnenhut und stehen im Wasser

Heuer mal zu Pfingsten: Familienurlaub auf Menorca

Alles ist anders. Die letzten Jahre sind wir ausschließlich in den Sommerferien auf meine Lieblingsinsel Menorca gereist, doch nach einem schier nicht enden wollendem Winter in einem schier nicht enden wollendem Lockdown musste ich dringend früher in die spanische Sonne. Also flog ich bereits ein paar Tage vor den bayerischen Pfingstferien nach Menorca, um für meine nachkommende Familie Haus und Hof vorzubereiten. Denn ein Ferienhaus bedeutet Eigentum und Eigentum verpflichtet nun mal. Also war ich ein paar Tage allein und putzte, schrubbte, wusch, entfeuchtete, entmoderte, entsorgte… Und es war wunderbar, denn zum einen war ich mit meinen Händen sichtbar produktiv und zum anderen waren auch Freude auf der Insel, alle Restaurants geöffnet und die Sonne strahlte vom menorquinischen Himmel während München im Regen versank. Und zum ganz anderen durfte ich wieder einmal ALLEIN in einem Bett schlafen. Ich fand Alles ganz wunderbar bisher in meinem Familienurlaub auf Menorca zu Pfingsten.
Und dann kam die Familie.

Ankunft, Motzerei und Bier

Sack und Pack kamen dank schwäbischen Sparverhaltens über die Schweiz geflogen. Nach einigen kleineren Schwierigkeiten und nahezu keiner Verpflegung (aus bereits erwähnter Liebe zum Sparen wurden Nahrung weder im Flieger noch in einem “ ja total überteuerten“ Züricher Flughafen genehmigt) landeten meine Lieben am späten Nachmittag auf Menorca und ich holte sie ab. Nein – WIR holten sie ab, denn eine Freundin war mit dabei. Und da war schon der erste Fehler: hatte der Mann an meiner Seite während der gesamten Anreise genauestens geplant wie er sechs Menschen und drei große Koffer im Auto verstauen wird, ging dieser Plan nun nicht auf, denn jetzt waren wir sieben Menschen. Für einen Siebensitzer wohlgemerkt. Des Mannes Stimmung drohte von Flughöhe auf den Boden zu knallen. Mein dezenter Hinweis er würde in die falsche Richtung aus dem spanischen Parkplatz fahren, trug leider nicht zur Stimmungshebung bei. Was aber half, war der sogenannte „Löschzwerg“ in Form eines Mini-Biers zu Hause. Kinder ins Wasser, Bier in die Erwachsenen. Läuft… Nun waren wir wieder alle glücklich.

Der Heimwerker klopft, die Mami redet

Da der Mann an meiner Seite einen Faible fürs Heimwerken hat, nutze er die ersten Tage im Urlaub um das Haus zu inspizieren, Optimierungsmöglichkeiten zu listen, einen Werkplan zu erstellen und um in den einzigen Baumarkt zu fahren um zu sehen, ob es da wohl Alles gäbe, was er benötige und welche Abteilung wann, wie Siesta-bedingt geschlossen sei. Er freute sich, dass er auf dem Heimweg noch am Einkaufstipp oben erwähnter Freundin vorbei kam und im wohl einzigen Wir-haben-Alles-für-einen-Euro-aber-sagen-nicht-woher-Asia-Markt der Insel einen billigeren Gummihammer erstehen konnte als im Baumarkt. Die folgenden Tage fuhr er JEDEN Tag in den Baumarkt und/ oder Asia-Markt um zu vermessen, zu schauen, zu fragen und erst am sechsten Tag richtig zu kaufen.
Es war wunderbar. Die großen Kinder halfen beim Werkeln/ Baumarkt fahren oder waren bei Freunden, die kleinen Kinder waren im Wasser oder machten Siesta. Ich hingegen habe in der Zwischenzeit mit den wirklichen und gerufenen Handwerkern (Elektriker, Sanitär, Maurer) das Haus auf Stand gebracht. Der Mann hämmerte und buddelte, ich diskutierte auf spanisch-menorquin-englisch wie ein Gefälle beim Ablauf einer Klimaanlage sein muss. So sieht Erholung in einem Familienurlaub auf Menorca aus, wenn man nicht ins Hotel geht. Und ja – wir hatten wirklich Spaß!!

Der blöde Sand am Strand

Ab und an verließen wir das Haus und gingen ein ein Restaurant (quasi fast wieder Neuland…), sahen uns bislang nicht gesehene Sehenswürdigkeiten an oder gingen zum Strand. Und so eine kleine Insel wie Menorca bietet viel Strand. Aber viele dieser Strände bieten eben auch viel Sand. Und dieser höchste feinkörnige Karibiksand sieht zwar schon aus, aber bahnt sich den Weg in alle Ritzen, Fugen, Hautfalten. Das führt zum Ausruf des Mannes „Herrschaft, ois babbt!“* Nun kommt dazu, dass der Mann an meiner Seite kaltes Wasser scheut. Und kalt geht bei ihm bis 26°C. Der Rest von uns hingegen geht generell am Meer ins Meer. Und kommt meerwasserbenässt raus, was sofort den Effekt hat, dass wir allein schon durchs Laufen aussehen, als wären wir bis zum Knie paniert worden. Dann wird vollkommen naß ein Handtuch aufgehoben und vorm dem Abtrocknen kurz ausgeschüttelt – der Sand, der sich bis dato in den feinen Frotteeschlaufen befand, landet -natürlich- in den Augen des Mannes. „Muss denn des allawei da sein, wo ich leg?“* Leicht gekühlt aalen wir Wassergänger uns in der Sonne, bis wir wieder warm werden. Bei Kind drei und vier hält dieser Ruhezustand ungefähr eine Minute an. Dann wird gebuddelt. Bei einem Dreijährigen heißt das, der Sand wird mit den Händen einfach weggeschleudert. Natürlich in Richtung Papi. „Ah weisch’ses. Der blöde Sand. Der Strand wär au‘ viel schöner ohne Sand!“ Der Mann springt auf und dreht das immer noch handschippende Kind um 180°, das Gesicht immer röter werdend. Wahrscheinlich von der Sonne, denn er hat sich ja nicht abgekühlt…

„Jetzt langt’s“ Aber wirklich fei…

Nach maximal zwei Stunden ist bei uns der Strandausflug vorbei. Immer. Die Kinder eins und zwei haben in dieser Zeit den Volleyball zu oft versehentlich auf den ruhesuchenden Mann gespielt, sodass der Ball nun beschlagnahmt und den Großen langweilig wurde. Der halbe Strand wurde bereits umgegraben, und direkt am Meer macht das blöde Wasser die Bauwerke immer zu schnell kaputt befinden Kind drei und vier. Strandrestaurants gibt es an unseren Stränden nicht – auch keine anderen Kinder. Also treten wir den Rückzug an, denn „Jetzt langt’s“. Am Auto kommt es zum immer gleichen Showdown. Während der Mann versucht seine Füße und Waden penibelst von allen Sandkörnern zu befreien, kämpfen Kind eins und zwei darum, wer im Kofferraum sitzen darf und wer sich zwischen die kleinen Geschwister drängen muss. Ich kontrolliere alle Handtücher, Bälle, Buddelsachen auf Vollständigkeit und stelle generell fest, dass es nicht die gleiche Anzahl wie zur Strand-Anreise ist. Der Pubertierende braucht jetzt SOFORT sein Handy, die Tochter will nun auf’s Klo, der Zehnjährige „stirbt gleich vor Durst“ (das mitgeführte Wasser wird verweigert, denn es ist nicht richtig temperiert), das Baby will sich nicht anschnallen lassen, denn die schwarzen Gurte sind zu heiß. Nach fast fünfminütigem Kampf sitzen wir alle im vollkommen überhitztem Auto und nach dreiminütiger Fahrt wünschen wir uns, wir könnten ENDLICH mal ins Wasser. Nach sieben Minuten sind wir zu Hause, vollkommen entkräftet und durchgeschwitzt – das Salzwasser hat sich auf der Haut verkrustet. Ich schicke die Kinder in den Pool. Der Mann an meiner Seite schaut entsetzt in den Fußraum des Autos „Jetzt war ma zwei Stunden am Strand und i muss jetzt drei Stund’n des Auto aussaug’n.“ Ich gehe mit allen Bade- und Strandtüchern -zwölf, da zwei pro Nase- in Richtung Waschmaschine und starte das Schnellprogramm. Ein erfolgreicher Strandtag geht vorbei.

Was lernen wir daraus? NICHTS… Wir werden es wieder tun

Nichts desto trotz werden wir wieder an den Strand gehen. Obwohl dort Sand sein wird. Der Mann an meiner Seite hat mittlerweile einen Klappstuhl bekommen, damit der Großteil seines Körpers bequem ausserhalb des Sandes positioniert sein kann – somit bleibt zumindest er fast sandfrei. Vielleicht gehen wir auch mal zu den Stränden wo andere Menschen sind und es somit auch eine Strandbutze mit Toiletten gibt. Dann ist es zwar nicht mehr mein Gefühl von meinem Menorca, aber zumindest können wir länger bleiben. Und wer weiß, vielleicht geht der Mann an meiner Seite im August ja auch mal ins Wasser und erkennt wie schön ein Sandstrand sein kann…

Alles in Allem war der Urlaub natürlich wieder unglaublich schön und toll. Und ich freue mich auf ein Wiedersehen -im nächsten Familienurlaub auf Menorca, dann wieder im Hochsommer.

*bayerisch/ schwäbisch für „Oh Mann, alles klebt!“

*bayerisch/ schwäbisch für „Müsst Ihr das denn immer just an diesem Ort machen, wo ich mich hingebettet habe?“

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2 Comments

  • Reply Simone 10. März 2023 at 9:13 am

    Liebe Bettina, bin per Zufall über deine Blog gestolpert und habe bei deinen Berichten Tränen gelacht. Danke schon mal dafür.
    Auch wenn ihr ein eigenes Häuschen auf Menorca habt, kennst du dich ja super dort aus. Hast du eine Empfehlung für kleines, feines Hotel wo man mit einem bewegungsfreudigen Kind nicht direkt auffällt? Ein paar Spielkameraden wären nicht schlecht denn wenn dem Kind langweilig wird, wird es schnell stressig im Urlaub. Dir letzten Jahre haben wir tollen Urlaub auf einem Agrotourismo auf Mallorca verbringen dürfen aber nun darf mal was neues herbei.
    Ganz liebe Grüße!
    Simone

    • Reply Mami und Gör 17. April 2024 at 10:33 am

      Liebe Simone,
      etwas verspätet, aber ich nehme an das Kind ist noch immer bewegungsfreudig ;)… Mein Lieblingshotel auf der Insel ist das Menorca EXPERIMENTAL. Dort sind Kinder herzlich willkommen. Wunderschön und kinderfreundlich ist auch das TORRALBENQ. Ansonsten empfehle ich in der Tat eher ein Airbnb, einfach, weil es auf der Insel so so so viele tolle Strände, Restaurants und Ecken gibt, die sich lohnen zu entdecken und man im Hotel doch eher „bewegungsfauler“ ist…
      Ganz liebe Grüße

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