Menorca – die „kleine Schwester“ von Mallorca
In Reiseführern wird Menorca gerne mit Attributen wie „die kleine Schwester von Mallorca“, die „grüne Insel“ oder „Spaniens östlicher Punkt“ beschrieben. Das Alles ist wenig aussagekräftig und zeigt, was Menorca für feierwütige Pauschaltouristen zu bieten hat: ABSOLUT NICHTS! Und gerade deshalb ist es so perfekt.
Menorca vs Mallorca
Ich verbringe nun schon seit 38 Jahren meinen Sommer auf der Insel. Unzählige Male musste ich erklären, dass ich wirklich nach Menorca fliege und mich nicht etwa beim Wort Mallorca versprochen habe. Zwar kann man von Menorca aus nach Mallorca sehen, es fahren auch Fähren und Schnellboote zwischen den Inseln, aber das war es auch schon an (visuellen) Verbindungen zwischen den beiden Baleareninseln. Zu der Zeit als Mallorca vom Franco-Regime beim Tourismusausbau unterstützt wurde, zeigte sich „die kleine Schwester“ als wenig linientreu und ihr wurde daher der Geldfluß verweigert. Dies führte dazu, dass es weder Bettenburgen noch Bühnen für Melanie Müller gibt. Menorca wurde aufgrund der geringen Bebauung zu einer „grünen Insel“ und 1993 zum UNESCO-Weltbiosphärenreservat erklärt, was weitere Restriktionen für künftige Bauten mit sich brachte. Ergo: Es wird auch in Zukunft keine mittelklassigen Hoteltürme geben. Kein Platz für Massentourismus, für Kegelvereine aus Oer-Erkenschwik oder Sangiraeimer-schlürfende Junggesellenabschiede aus Triptis.
Menorca, der Menorquiner und der Tourismus
Ich möchte hier keine Tipps für einzelne Restaurants oder Hotels, sondern einen „generellen kulturellen Inselüberblick“ geben. Denn ganz ehrlich: Wäre es sinnvoll einen 14-tägigen Sommerurlaub aufgrund einer schlauen einzelnen Restaurantempfehlung zu planen oder möchte man lieber sicher sein, dass Land und Leute einen ansprechen?
Der Menorquiner ist ein sehr stolzer Mensch. Er mag bedient werden, aber nicht bedienen. Zwar ist der Tourismus mittlerweile die Haupteinnahmequelle der Insel, dennoch lässt der gemeine Menorquiner den Ausländer gerne spüren, wer auf seiner Insel das Sagen hat. Prinzipiell spricht er menorquinisch, wenn es gut geht, spanisch. (Den größten Anteil an Touristen in Menorca stellen die Festlandspanier) In den typischen Touristenrestaurants gibt es die Karte in Bilder – Hauptsache der Menorquiner muss sich nicht mit Englisch oder gar Deutsch quälen. Der Menorquiner mag zwar keine Deutschen, wohl aber deren Euros. Ich achte ich immer auf die Anzahl der Finger bei meinem menorquinischen Gegenüber – manchmal erklärt sich das leicht Verschobene von selbst. Die Auswahl der familienfremden Geschlechtspartnern ist auf einer Insel naturgegeben gering.
Das Vorurteil und der Menorquiner
Der Menorquiner feiert gerne. Dazu trinkt er gerne den inseleigenen Gin Xoriguer, gemischt mit dem bitterlemon-ähnlichem KAS Limon, das zusammen dann eine köstlich billige Pomada ergibt. Dann schwankt er zum Jaleo (Reiterspiel/ Pferdetanz // das Video wurde tagsüber gedreht, da geht es immer sittsamer zu als in der wilden Nacht…) auf der dörflichen Fiesta (Stadtfest) und versucht ein berittenes Pferd zum Steigen zu zwingen und es dann möglichst oft zwischen den Vorderbeinen auf die Brust zu schlagen. Ich liebe es! Ich mache es auch… An den Füßen trägt der Menorquiner die Menorca-Schlappen, auf menorquin Avarcas genannt. Auch diese liebe ich und besitze sie in mannigfaltigen Ausführungen. Ich bin also die blonde, avarcatragende, pomadatrinkende, pferdetreibende deutsche Touristin. Ich fühle mich bestens integriert…
Menorca – soll man? Muss man?
Ich muss.* Für mich ist die Insel mein Sommer-zu-Hause. Dort lebe ich alle Urlaubsyymptome aus. Ich liebe die sichere Sonne, die Eigenheiten der Menorquiner, die vielen versteckten sehr feinen Restaurants, das schier todessehnsüchtige Jaleotreiben mit der günstigen Pomadamischung, die wunderschönen Strände und das entspannend Entspannte der Inselspanier. Menorca ist etwas für Genießer und Entdecker, die sich nicht scheuen sich auf das Landestypische einzulassen. Ich finde die Insel für individuell reisende und anspruchsvolle Erwachsene perfekt (vielleicht sollte ich Texterin für Reisekataloge werden…), für klares-Wasser-liebende Kinder genial, für Pubertierende -aufgund der fehlende Bier-und-Schinkenstraße- sicher langweilig. Wer Party braucht, wer Dieter Bohlen oder Jürgen Drews sehen will, wer auch im Urlaub nicht auf Schnitzel verzichten kann oder wer im Ausland erwartet, dass der Einheimische deutsch spricht, der sollte nicht nach Menorca.
Wem aber diese Bilder gefallen, der sollte – der muss…
Mehr und noch viel bessere Bilder gibt es auf meiner Menorca-Pinterest-Seite.
*Claire von Cappumum muss übrigens auch immer nach Menroca und hat auf ihrer Seite tolle Tipps für die Insel…
9 Comments
[…] Sicherlich gibt es in München zahlreiche Einrichtungen, die ein wunderbares Ferienprogramm anbieten. Doch für mich ergeben sich daraus zahlreiche Wege – keine Einrichtung nimmt gleichzeitig einen Neunjährigen, einen Sechsjährigen, eine Vierjährige und einen Halbjährigen. Und – Achtung, jetzt kommt’s- eigentlich mag ich meine Kinder sechs Wochen um mich haben. Ich glaube das zumindest – denn es ist das erste Jahr, dass es im Sommer vier Kinder sind… Einmal Sommerferien bitte, wir kommen zu sechst. Am besten keine lange Flug- oder Autoreise. Am liebsten irgendwo, wo sich die Jungs die nassen Badehosen ausziehen dürfen ohne als pervers zu gelten. Bevorzugt dort, wo man sich über die Tischreservierung: „Einen Tisch für sechs – davon vier Kinder freut.“ Unbedingt dort, wo es eine schön-Wetter-Garantie und ein Meer gibt. Dringlich dort, wo wir es uns leisten können. Also bleibt nur das elterliche Ferienhaus in Menorca. […]
[…] Eindrücke gewinnt. Afrika klingt ungewöhnlicher als Kapstadt, Kapstadt klingt ungewöhnlicher als Menorca. Der „Aufwand“ mit vier Kindern ist […]
[…] fahre ich nach Menorca – der schönsten Insel. So schön, weil so leer, weil so ursprünglich. Ibiza ist anders. Nicht leer. Aber wie immer ist […]
[…] ist bei uns die Planung der Sommerferien relativ einfach: Wir fahren immer nach Menorca. Dennoch erfordert es etwas Logistik, die Familie dorthin zu bringen – dieses Jahr fahren wir […]
[…] immer wieder Menorca. Dieses Jahr mit längerer Verweildauer. Dieses Jahr mit größerem Besuch. Daher wurde im Vorfeld […]
[…] in jedem Jahr (seit meiner Geburt!) fahre ich/ fahren wir in den Sommerferien nach Menorca. Und ja – dort sehen die Strände (hier: Son Bou) wirklich so aus wie auf dem Bild… […]
[…] und mir bekannte Menschen wissen: ich verbringe JEDEN Sommer auf der schönsten Insel der Welt, auf Menorca. Und natürlich habe ich auch zu Beginn diesen Jahres Flüge gebucht. Um zu sparen, fliegen das […]
[…] ist anders. Die letzten Jahre sind wir ausschließlich in den Sommerferien auf meine Lieblingsinsel Menorca gereist, doch nach einem schier nicht enden wollendem Winter in einem schier nicht enden wollendem […]
[…] diesem Sinne: SCHÖNE SOMMERFERIEN! Wir fahren nach – MENORCA, was […]