Und wieder geht ein Corona-Schuljahr zu Ende…
Die Musik vom Band spielt auf. Unsere Grundschule hat ein eigenes Lied. Es ist, sagen wir mal zumindest für elterliche Ohren, gewöhnungsbedürftig… Der Schuldirektor, in voller Trachtmontur gewandet, rühmt sich Zahlen zu lieben. Er rechnet vor viele Tage, Stunden und gar Sekunden die zu verabschiedenden Viertklässler seit Schulbeginn in der Schule verbracht haben. Es waren über 14 Millionen Sekunden… Er stimmt den Applaus für die tapferen Schüler an. Seltsamerweise hat er vergessen, dass die Schüler einen gewichtigen Teil dieser eigentlichen 14 Millionen Schulsekunden zu Hause verbracht haben. Denn Corona kam und die Schule hatte geschlossen. Wir, die Eltern haben die Kinder unterrichtet, zu Hause. Ich bin kurz am Überlegen ob ich nun für die Eltern den Applaus anstimmen soll!!
Dann verteilt die Klassleitung die Jahreszeugnisse. Durchwegs gute Zeugnisse. Und nochmal Applaus – diesmal für die Lehrer! Keine Erwähnung der Eltern. Ich frage mich ob ich in einem Paralleluniversum befinde…
Wer hat die Kinder denn so schön unterrichtet?
Ja, die Lehrer haben es nicht leicht. Das ist bekanntermaßen schon immer so gewesen. Doch in den letzten beiden Jahren waren sie gefordert -zumindest teilweise- von gewohnten Matrizen auf pdf (!!!) umzusteigen… Kind 2 hatte Glück – seine Lehrerin wusste sogar welche Funktion ein Router hat und dass es möglich sein kann überall im Internet zu sein. Dennoch gab es viele Wochen und Monate nur einen Wochenlernplan, der am Montag in den Posteingang der Eltern trudelte… Am Freitag sollte dann Alles eingescannt wieder retour geschickt werden. Das war es. Bei Schwierigkeiten und/ oder Nachfragen könnte man die Lehrkraft per eMail kontaktieren. Ja, danke. Das macht das Kind bestimmt sehr gerne.
Folglich waren es die Eltern, die unterrichtet haben. Wieder. Immer wieder. Und -ganz nebenher- ihren eigentlichen Aufgaben wie Geldverdienen nachkommen mussten. Immer. Immer wieder. Dass die Schulnoten am Ende des Jahres nun doch ganz gut sind, liegt also durchaus auch an den ELTERN. Also: Applaus für die Eltern!
Wer kann das Kind beurteilen? ICH kann das Kind beurteilen!
Die wirklichen Jahreszeugnisse bekommen meine Schulkinder in diesem Jahr von mir. Ich bestätige Ihnen sowohl die Fähigkeiten, die sie in Mathematik, Deutsch und Co erlangt haben und die Fähigkeiten, die sie in den letzten 19 Monaten erlernt haben. Und diese Fähigkeiten werden sie in ihrem Leben, in ihrem Beruf, generell in ihrer Zukunft mehr brauchen, als die Definition von Possessivpronomen. Der Zwölfjährige hat sich ein extrem großes Wissen am Computer erarbeitet. Nicht nur, dass er alle Microsoft Applikationen nun besser beherrscht als ich, nein er kann sowohl programmieren wie auch komponieren (mit DJ-Pult und GarageBand) und digital Zeichnen. Referate und Präsentationen sind inhaltlich wie grafisch überragend für einen Sechstklässler.
Der Zehnjährige kann sämtliche neue Hintergründe in ALLEN Video-Calls Apps einstellen, genauso schnell tippen wie schreiben und weiß wie er flink die richtigen Informationen online findet. Die Vorschul-Tochter kennt alle Funktionen der Anton-App, weiß auch schon ungefähr wo welcher Buchstabe auf QWERT liegt und kann selbstständig ihre Zeichnungen in der Cloud speichern.
Was ALLE gerlent haben ist sich selbst zu organisieren, miteinander als Geschwister und ohneeinander als Freunde (zumindest kurzfristig) auszukommen. Sie haben gelernt, dass sich gewohnte Strukturen ändern können und dass es einer Anpassungsfähigkeit bedarf um Neues meistern zu können. Sie haben eine weltweite Pandemie überstanden.
Mein Fazit
Alle haben mit Bravour bestanden! Wir können stolz auf unsere Kinder sein. Wir können stolz auf uns sein! Die Dinge, die wir in den letzten anderthalb Jahren zwangsweise lernen mussten, haben uns so Vieles gezeigt. Corona hat uns unsere Grenzen gezeigt, wohl aber auch, dass wir diese Grenzen immer wieder weiter schieben können, wenn wir müssen. Wir können eben ALLES. Und genau das steht in jedem Jahreszeugnis, das ich meinen Kinder ausstelle:
Du kannst ALLES!
Wenn Du willst. Oder Mami sagt du musst…
In diesem Sinne: SCHÖNE SOMMERFERIEN! Wir fahren nach – MENORCA, was sonst.
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