Corona-Weihnacht und das sich ändernde Regelwerk
Macht zu die Türe, die Fenster weit… Das sind die Regeln in Kurzform. Kein darf rein, aber bitte Lüften. So Stand heute. Stand vor einer Woche war es noch ein bisschen anders. Stand vor zwei Wochen “noch anderster“. Regeln ändern sich, weil sich eben Inzidenzzahlen nicht ändern. In Bayern ändert sich sowieso immer mehr. Und das hat zur Folge, dass ich wieder einmal verwirrt bin. Wie läuft nun die Corona-Weihnacht ab? Sind ab morgen nun Weihnachtsferien? Darf ich am Freitag mit dem Mann vor 21.00h zu seinem Geburtstag kurz ohne Kinder Spazierengehen (mein Geschenk bedarf längerer Erklärung…)? Zählt nun Sushi abholen zu unvermeidbaren Aktivitäten? Sind Wunderkerzen auch Feuerwerk? Dürfen wir also am ersten Weihnachtsfeiertag drei Paten unserer Kinder treffen, die zusammen mit uns fünf Erwachsene sind, aber eben dann zu unseren vier Kindern noch 12 Kinder mitbringen (man erkennt warum wir Freunde sind – es gibt doch Gemeinsamkeiten…)? Besuchen wir die eine Omi oder die andere Omi? Und wer sagt es der, zu der wir nicht kommen??? Was gilt denn nun? Wer hat hier Vorrang? Wer entscheidet bei zwei Eltern und vier Kindern?
Wer darf wann die Enkel sehen? Systemrelevant vs regelkonform
Meine Kinder haben drei Großmütter. Eine wird zu Weihnachten nicht in Bayern sein, zwei Andere schon. Diese wohnen nur 30 Kilometer voneinander entfernt. Aber sie leben in zwei Welten. Während die Eine sich an die für ihr Alter entsprechenden Vorgaben hält und Distanz in ihrem Dorf wahrt, steht die Andere jeden Tag an vorderster Front und hält Kontakt zu sämtlichen bakterien- und virenbelasteten Kleinstadtbewohnern. Sie und der gesamte Rest meiner dort lebenden Familie zählen als systemrelevant – sie sollen für Gesundheit sorgen. Nun könnten sie aber auch bei uns für Corona sorgen… Sollten wir also meine systemrelevante Familie meiden und nur zur anderen Omi fahren? Auf just diesen meinen Vorschlag hin entgegnete meine Mutter empört: „Ja aber die Kinder wollen doch ihre Geschenke…!“ Wie schön, dass der Geist von Weihnachten noch existiert…
Sollen wir also zuerst zur regelkonformen Oma fahren und dann zur systemrelevanten? Dann müssten wir aber bei Letzterer übernachten (alles an einem Tag mit Hin- und Heimreise geht nicht…) und wären länger ihren Aerosolen ausgesetzt. Zuerst zur Systemrelevanten und dann zur Regelkonformen geht nicht, weil hier Letztere schon zur Risikogruppe gehört und wir neben unseren Großstadtbakterien und -viren nicht auch noch die Kleinstadtbakterien und -viren einschleppen wollen … Was bleibt? Vollkommene Distanz? Schnelltests? Verschieben von Corona-Weihnacht auf Sommer-Weihnacht – aber dann geimpft?
Also nun entscheide ICH!
Natürlich will keine der Omis auf die Enkel verzichten. Doch Beide haben das Glück, dass zu ihrem erweitertem Hausstand noch weitere Enkel vor Ort gehören. Keine wird alleine sein, selbst wenn wir nicht kommen. Möglicherweise haben die Kinder Einiges von meiner Mutter, dann wäre die größte Entbehreung in der Familie wohl glatt, dass man die Geschenke erst zu einem anderen Zeitpunkt bekäme. Und die Grießnockerlsuppe. Wir sind auf jeden Fall mal ab heute in Social-Minimizing. Da bin ich streng. Anfang nächster Woche werde ich per Video-Call den Gesundheitszustand meiner Familie in der Kleinstadt überprüfen. Jede rauhe Stimme, jedes glasige Auge wird zur Kenntnis genommen. Zudem habe ich noch mehrere geheime Variablen, die mir dann ein finales „Hinfahren oder dableiben“-Ergebnis liefern werden. Als Tendenz kann ich nur sagen, dass wir in diesem Jahr einen äußerst schön geschmückten Christbaum hier in unserem Wohnzimmer stehen haben…
Und falls wir wirklich nicht zu Weihnachten zu den Omis fahren, halten wir es vielleicht so, wie eine Großmutter es so schön formuliert hat: „Also, wenn Ihr Weihnachten schon nicht kommt, dann sehen wir uns halt an Silvester…“
Gut, dass das Prinzip verstanden wurde. Es kann schließlich nur besser werden…
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